Bandscheiben-Forum

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> Spondylolisthesis- was kommt da auf mich zu, Fragen zur Behandlung
Nina1407
Geschrieben am: 13 Jul 2024, 13:45


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Hallo zusammen,

Mein Name ist Nina, ich bin ab morgen 41 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder. Auf das Forum bin ich aufmerksam geworden als ich letztes Jahr einen schlimmen BSV in der HWS hatte. Dieser wurde aufgrund einer Lähmung des Trizeps und Spinalkanalstenose operiert und versteift. Soweit bin ich zufrieden, bis auf Verspannungen ist auch soweit in diesem Bereich zufrieden.

Leider habe ich seit ein paar Wochen immer wieder Probleme mit meinem rechten Bein bekommen. Es waren einschießende Schmerzen im Bereich des Schienbein, Sprunggelenk und Fuß. Nicht Bewegungsabhängig. Ich habe sofort das Gefühl gehabt, es sind Nervenschmerzen, die kannte ich ja noch von meinem BSV (damals halt im Arm). Habe dies meinem Neurochirug bei der letzten Kontrolle gesagt. Er war direkt alarmiert und hat mich ins MRT geschickt (er tippte auf BSV in der LWS). Dort bekam ich den Befund Spondylolisthesis vera Meyerding Grad 1 LW5/S1 mit beidseitigen Foramenstenosen und beginnende Osteochondrose sowie Bulling Sisc LW4. Keine Spinalkanalstenose, kein BSV.

Nun ist mein Termin beim Neurochirug erst Ende August (Urlaub etc). Ich mach mir natürlich so meine Gedanken....soweit ich informiert bin, wird das Wirbelgleiten ja erstmal konservativ behandelt (Physio, Muskelaufbau Um das Gleiten zu verhindern, bei Schmerzen Medikamente etc.). Kann mir dazu vielleicht jemand Betroffenes etwas berichten? Im Moment ärgert mich das rechte Bein schon ziemlich. Rückenschmerzen habe ich allerdings nur hin und wieder mal.

Würde mich also über einen Austausch freuen

Viele Grüße Nina
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paul42
Geschrieben am: 13 Jul 2024, 16:25


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Hallo Nina

Spondylolisthesis Grad 1 bedeutet zunächst auf dem Papier erstmal nur grob gesagt, ein instabiles LWS Segment.
Gleichzeitig spricht man auch von Wirbelgleiten, nach Meyerding Grad I, bis zu einer Verschiebung von max.25 % der Deckenplatten beteiligter WBK.

Wirbelgleiten ist vorwiegend angeboren. Bei den meisten Patienten, wie auch mir, ist ein Teil des Wirbelbogens nicht vollständig verknöchert, sondern eher knorpelartig ausgeprägt.

Die diagnostizierte Spondylolisthesis ist oftmals aber nur ein radiologischer Zufallsbefund.
Es findet bewegungsabhängig über die Jahre still ein regelrechtes Auswalzen der BS statt, gleichzeitig versucht der Körper durch Anbauten die LWS zu stabilisieren.
In deinem Befund ist bereits die Rede von bds. Foramenstenose, d.h seitlich abgehende Nerven können durch knöcherne Anbauten bedrängt werden.

Wenn das ein MRT Befund ist, der liegend durchgeführt wurde und dort bereits eine Verschiebung beschreibt, wäre für dich ein Funktionsröntgen sinnvoll.
Vermutlich ist das Gleiten noch ausgeprägter

Mit 2 Aufnahmen im Stehen durchgeführt, kann der Radiologe oder ein NC ableiten wie stark die Verschiebung von L5 gegenüber S1 tatsächlich ist.
Zusätzlich wird ja noch eine BS Vorwölbung bei L4/L5 beschrieben, d.h. das Gleiten von L5 schwächt auch die BS darüber.
Was aber positiv an deinem Befund ist, dass es noch keinen Hinweis auf Höhenminderung oder begleitende Spondylarthrosen gibt.
Man kann sicherlich noch einiges bzgl. Rückenschule und Physio versuchen.
Die Bauch und die tiefen Rückenmuskeln könnten den operativen Eingriff vielleicht noch schieben.
Sollten die konservativen Maßnahmen alle nicht mehr helfen, ist die operative Versteifung / Spondylodese dann die letzte Variante.

Das sind dann immer hoch anspruchsvolle Eingriffe, die dann sehr lange Zeit zur Genesung brauchen.
Ich würde erstmal mit einem NC besprechen, wie es konservativ für dich weiter gehen könnte?

Viele grüße

paul42
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Nina1407
Geschrieben am: 13 Jul 2024, 17:31


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Hallo Paul,

Vielen Dank für die Antwort. Ja, an einer konservativen Behandlung bin ich natürlich sehr interessiert 😉. Noch eine OP an der Wirbelsäule möchte ich natürlich unbedingt vermeiden, das braucht kein Mensch. Da das MRT ja aufgrund meiner Beschwerden im Bein gemacht wurde, gehe ich mal davon aus, dass beides zusammenhängt (mein Doc wird mich hoffentlich aufklären können). Dazu hat mir natürlich niemand etwas gesagt bzw hat mit mir kein Radiologe gesprochen. Die Schmerzen im Beik kommen und gehen, ich kann es leider an keinen Bewegungen oder Körperhaltungen festmachen. Daher ist der Tipp mit dem Funktionsröntgen schonmal sehr wertvoll.


Warst/Bist Du ebenfalls von Wirbelgleiten betroffen?
Mich würde auch interessieren, ob es hier Mitglieder gibt, die ebenfalls Probleme hatten und diese mit konservativen Maßnahmen in den Griff bekommen haben. Ich bin viel draußen mit Hund und Kindern unterwegs, würde aber gerne noch etwas
gezielter was für den Rücken tun...
Viele Grüße Nina
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paul42
Geschrieben am: 14 Jul 2024, 15:05


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Hallo Nina

Ich wurde 2009 wg angeborenen Wirbelgleitens Grad I von L4/l5 – S1 versteift.
Meine Diagnose findet man in meinem Profil.

Deine HWS Beschwerden und die OP haben eigentlich keinen Einfluss auf deine LWS.

Wenn der Radiologe bereits im Liegen eine Verschiebung festgestellt hat, wirkt beim Sitzen, Stehen und Laufen, die Kraft auf das BS Segment sehr viel stärker und schiebt den Wirbel nach vorn.
Mit Funktionsröntgen lässt sich das Maß an Verschiebeung ziemlich exakt bestimmem.

Deine Beschwerden in den Beinen entstehen aber vermutlich durch die bereits beschriebene Formenstenose.

Hast du den MRT Befund oder ein Bild?

Was derzeit noch konservativ machbar ist, um eine OP zu vermeiden, kann nur ein Facharzt beantworten.

Viele Grüße

paul42
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Nina1407
Geschrieben am: 14 Jul 2024, 19:35


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Hallo paul42,

sorry, ich hatte mich blöd ausgedrückt: ich denke die Beschwerden im Bein hängen mit dem Gleitwirbel zusammen 🙃, natürlich nicht mit der HWS. Aber dazu hat mir niemand was gesagt, dem Herrn Radiologen habe ich gar nicht zu.Gesicht bekommen...

Ich danke Dir jedenfalls für die Informationen, irgendwie steht man da, wie der Ochs vorm Berg, und weiß nicht was man davon zu halten hat. Deswegen bin ich sehr froh, dass mir jemand Betroffenes schreibt ( jetzt weiß ich auch, wo man im.Profil die Diagnose sehen kann, auch für den Tipp danke 🌷).

Bilder habe ich auch, versuche diese mal später hier einzufügen.

Viele Grüße Nina
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Nina1407
Geschrieben am: 14 Jul 2024, 21:16


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https://postimg.cc/N2Y2sKsL


https://postimg.cc/6402yBqc

https://postimg.cc/mhN8QMFX

Ich hoffe die Verlinkung zu den Bildern funktioniert.

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Nina1407
Geschrieben am: 14 Jul 2024, 21:31


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Und hier noch der Befund
https://postimg.cc/5H5GRrRv
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paul42
Geschrieben am: 15 Jul 2024, 12:22


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Hallo Nina

Das geht hier leider den Meisten so, dass die fachliche Aufklärung der Ärzte oftmals als unzureichend empfunden wird
Nach meiner OP wollte ich unbedingt wissen warum ich gleich versteift werden musste.

Mein Operateur hat mir der OP echt geholfen aber ich hab mich nach der Entlassung völlig im Stich gelassen gefühlt. Mir wurde damals striktes Rehaverbot erteilt.

Danke für die Bilder.
Ich bin kein Arzt, aber den Befund kann ich dir sinngemäß erklären.-

Mit Bulging der BS ist eine Vorwölbung der BS gemeint. Die letzte Stufe vor einem Bandscheibenvorfall.
Hier drückt der Gallertkern der BS bereits gegen den Faserring der BS.
Man sieht dass L5 nicht mehr in einer Linie steht, sondern leicht nach links verschoben ist.

Was auch auffällig ist, ist die dunkle Verfärbung der BS L4/L5 und L5/S1.
Je dunkler die BS desto mehr Wasser fehlt der BS. Man spricht dann auch von Dehydrierung der BS.

In Folge dessen en entsteht eine Höhenminderung, die zu Lasten der Facettengelenke geht.
Im Befund ist bereits auch die Rede von Spondylarthrose.

Ein Gleitwirbel tut nicht weh, sondern die Beschwerden werden durch Einengung der seitlichen Neuroforamen und den seitl. abgehendnen Nervenwurzeln erzeugt, die für Beine zuständig sind.

Hier siehst du einige Krankheitsbilder:
https://www.diebandscheibe.de/images/wirbel.gif

Osteochondrose sind knöcherne Anbauten, weil die WBS versucht sich selbst zu stützen..
Das ist zwar alles noch nicht hochgradig akut, aber die Degeneration der BS lässt sich mehr stoppen.

Der Radiologe schreibt auch von Schmorlschen Knötchen und vereinzelter Hernien.
Das ist Hinweis auf Morbus Scheuermann, bzw. zu schnellen kindlichen Wachstum.
An den Deckenplatten bilden sich Einbuchtungen, in die BS Material eindringt und die Knochen bzw. die dort festeingebetteten Nervenzellen reizen kann.

Deine Beschwerden scheinen derzeit noch recht moderat zu sein, aber den Befund solltest du mit dem NC besprechen.

Viele Grüße
paul42
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Nina1407
Geschrieben am: 15 Jul 2024, 12:52


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Hallo Paul42,

Vielen lieben Dank für die Erklärung und die Mühe die Du Dir hier machst. Super, der Erklärung konnte ich folgen 😄.
Ich habe meinen Termin erst Ende August bei meinem Neurochirug und versuche bis dahin nicht zu viel zu sitzen und mich genug und rückenfreundlich zu bewegen. Physiotherapie habe ich morgen schon ( zwar eigentlich aufgrund der HWS aber ich werde das Thema LWS auch mal ins Gespräch bringen). Mehr kann ich wahrscheinlich grade nicht tun und hoffe dass die Beinproblematik nicht schlimmer wird. Beim Gassi gehen heute.morgen hielt es sich im Rahmen. Mein rechter Fuss kribbelt hin und wieder heftig, das vergeht aber Recht schnell
Kein Vergleich zu den Schmerzen die ich damals wegen der HWS hatte, ich hoffe es bleibt so.

Vielen lieben Dank nochmal!
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paul42
Geschrieben am: 18 Jul 2024, 16:07


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Hallo Nina

Was hat denn deine Physiotherapie gesagt?
Wenn die Füße oder Beine kribbeln, ist das ein Anzeichen, dass die Nerven den Zielort ihres Signals nicht mehr korrekt erreichen.
Du musst jetzt primär darauf achten wie sich die Kraft im Fuß, Zehen – und Hackenstand entwickelt.
Bei Verschlechterung steigert es sich in Taubheit bis hin zu muskulären Krämpfen und führt schlussendlich dazu, dass einem einfach die Beine wegsacken und Reflexe ausfallen.

Bevor man aber jetzt schon über eine OP nachdenkt, ist bestimmt noch jede Menge Zeit.
Zunächst sollte mit dem NC besprochen werden, was nach körperlicher Untersuchung konservativ sinnvoll sein könnte.
Der erste Schritt ist sicherlich das Funktionsröntgen, um genauere Auskunft zum Ausmaß der Instabilität zu erhalten. Meyerding Grad I beschreibt bis max. 25% Verschiebung zweier WBK untereinander.
Das ganze lässt sich durch eine Funktionsmyleographie unter Gabe von Kontrastmittel noch exakter bestimmen.
PRT Spritzen an die Vorwölbungen, oder eine Infiltration der Facetten, .könnten ebenfalls Bestandteil einer konservativen Therapie sein.
Bei muskulärer Verspannung, bzw. Schonhaltung kann auch manuelle Therapie gut helfen.
Wichtig ist jetzt sich mit rückengerechten Bewegungen zu beschäftigen, weil das Ganze vermutlich für dich auch Einfluss auf den Arbeitsplatz haben könnte.

Viele Grüße

paul42
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