Bandscheiben-Forum

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> Implantatlockerung, Starke Schmerzen durch Implantate
kvnklr
Geschrieben am: 14 Jul 2017, 15:24


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Hallo,
ich bin 24 Jahre alt und leide seit 2010 unter einem sehr stark ausgeprägten Scheuermann. Ich habe 12 versteifte Wirbel mit 24 Schrauben + eine künstl. Bandscheibe in der HWS.

2011 war die erste Spondylodese mit acht Wirbeln ( zu der zeit war ich 18 Jahre ) danach lief es zwei Jahre "ganz" gut und dann kamen die Probleme.

Anfang 2014 war die zweite OP, da ein Wirbel (der erste oberhalb der Spondylodese) abgerutscht und somit zerstört war. Es wurden bei dieser OP zwei weitere Wirbel versteift.
Leider hat das ganze nur dazu geführt, dass erneut Wirbel beschädigt wurden und ich Mitte 2014 zu einer Korrekturop musste, bei der wieder zwei Wirbel nach oben versteift wurden (also sind nun 12 versteifte Wirbel inkl. der kompletten BWS).

Lange Zeit habe ich ohne Opiade nicht leben können, dachte ich. Nach einem Jahr Opiade hatte ich neben einer schweren Depressionen auch noch starke Gewichtsprobleme, da der Entzug mehr als nur hart war.
Ich wiege zur Zeit 66kg bei einer Größe von 183cm.. ohne Aussicht auf Besserung.
Ich nehme "nur" noch 300mg Lyrica und med. Cannabis um meine Lebensqualität soweit aufrecht zu ehalten um überhaupt arbeiten zu können.

Das Resultat aus diesen Op`s ist verheerend, denn es sind mind. zwei Schrauben in der BWS locker und knallen den ganzen Tag rein und raus.
Es wurden bei der Korrekturop 2014 schon Schrauben erneuert und nun sind sie wieder locker und stehen sogar sichtbar herraus.
Die Schmerzen die daraus resultierern unkompensierbar, einfach unaushaltbar. Erdrückend!

Nun habe ich aus reiner Verzweiflung wieder ein MRT-Termin gemacht und am 19.07. wird bei diesem festgestellt, welche und wie viel Implantate diese Probleme verursachen.
Das eine weitere OP in diesem Jahr ansteht ist wie immer unumgänglich für mich, ehrlich gesagt bin ich sogar froh darum, da ein Chronifizierungsgrad von 4 von 4 hat und die Schmerzintensität 4 von 4 besteht. Demnach ist euch sicher klar wie sehr ich unter dieser Gesundheit leide. Die letzten 6 Monate sind unbeschreiblich - jeden morgen sobald ich die Augen öffne, ist die Übelkeit durch die starken Schmerzen unumgänglich...
Das ganze strapaziert nicht nur mein Gehirn, es verdirbt es. Durch die ständig brutal starken Schmerzen verliert das (mein) Gehirn sämtliche Empfindungen für Glück und Zufriedenheit.

Meine Frage an euch ist, ob ihr selbst solche Probleme habt oder euch etwas bekannt ist bei jemanden, den ihr kennt.
Alle meine Freunde und Familienmitglieder leider auch sehr unter dieser ständigen Belastung, egal ob das meine starken Stimmungschwankung sind oder die jährlichen Op's mit diesem extrem hohen Risiko.

Ich selbst habe mich psychisch einigermaßen gefangen, dennoch sind die Schmerzen so enorm, dass ich oft tagelang nicht schlafen, essen oder gar reden wollte.
Es gibt viele Menschen die mit solch einer großen Spondylodese "problemlos" leben können, leider habe ich diese Karte nicht gezogen sondern die aus der Arschtasche..
denn meine Schrauben machen mir mein Leben zur Hölle. Es gibt seit zwei Jahren nicht ein einzigen Tag ohne das ich heulen könnte vor Schmerzen.

Trotzalldem habe ich diesen Monat meine Ausbildung abgeschlossen (was mich sehr stolz macht bei einer Fehlzeit von 23%)
Dennoch ist ein Arbeitsleben theoretisch nicht mehr möglich.. besser gesagt, ich bin körperlich am Ende.
Geistig versuche ich jeden Tag auf der Höhe zu bleiben, doch die ständige rein und raus knallen der Schrauben ist brutalst.. (mind. 25 mal am Tag) - keine Übertreibung!
Jede Reserve ist aufgebraucht und mittlerweile kann man schon von einer klaren Wesenveränderung sprechen.
Viele gute Freunde und vor allem meine Freundin bemerken oft starke Unterschiede meines Charakters im Vergleich von vor einem oder zwei Jahren.

Ich weiß einfach nicht mehr mit den Schmerzen umzugehen, die Ärzte wollen immer nur Oxis oder Opiade verschreiben um die Monate bis zur Op zu überbrücken aber ich kann und will dieses Suchtverhalten nicht mehr zulassen. Deshalb das Cannabis.
Keiner kann behaupten das es genauso hilft wie ein starkes Opiad aber jeder der schon einmal aktiv mit solchen Medis zu tun hatte, weiß was es für Gift ist.
Aber nur meine Meinung! Das Cannabis ist die einzige Lösung die sich auf lang Zeit anbieten und wirklich am meisten bringt.
Ohne dem könnte ich nicht mal meinen Haushalt führen, geschweige mal nach Arbeit das Haus verlassen!

Jedenfalls bitte ich euch um Anworten. Vielleicht geht es ja jemanden dem es ähnlich geht oder kann verstehen was ich meine.

Ich bin sehr verzweifelt und hoffe sehr das das hier jemand liest, der nicht oberflächlich darüber nachdenkt sondern meinen Schmerz vertseht.

Ich wäre sehr froh mal andere zu hören, wie sie mit solch extremen Schmerzen versuchen ihr Leben zu führen, ich bin mittlerweile einfach ausgebrannt.
Meine Haare fielen mir binnen einem Jahr aus + die 12kg Gewicht die mich die Krankheit bisher gekostet hat.
Das alles setzt mir so zu, dass ich mir meine Zukunft als undenkbar schwer ausmale..
Jammern hat noch nie geholfen aber darünber reden wirkt wahre Wunder.

Wie auch immer.
Vielen Dank für das durchlesen meiner Geschichte.

VG Kevin

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cecile.verne
Geschrieben am: 14 Jul 2017, 17:21


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Hallo Kevin

Dein Text liest sich wie der übelste Horrorfilm. Dass Du am Ende Deiner Kräfte angekommen bist ist mehr als verständlich.

Sehr viel kann ich Dir leider nicht helfen, denn ich bin erst frisch versteift (27.04.) und bei weitem nicht so massiv (L4-S1) wobei mir eine weitere Versteifung der HWS in den nächsten Monaten droht.
Was für mich in Deiner Situation nicht ganz klar ist: warum sind die Wirbel seit den Versteifungen nicht zusammengewachsen, so dass eigentlich die Primärfixation durch die Schrauben gar nicht mehr das tragende Element ist? Wenn keine Bewegung mehr in den Segmenten besteht, könnten sich ja die Schrauben auch nicht mehr bewegen, bzw. wären ja direkt überflüssig und könnten m.E. sogar vollständig entfernt werden... oder bin ich da ganz quer im Denken?
Hast Du Dich eventuell auch schon mal an einem andern Ort beraten lassen, was da in Deinem Rücken abgeht?

Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass man Dir bald so helfen kann, dass die Schmerzsituation wieder auf ein "normales" Niveau sinkt und Du auch am Leben teilnehmen kannst.

Den Hut muss ich vor Dir ziehen, dass Du in dieser Situation sogar eine Ausbildung abschliessen konntest!!!

Lg cecile.verne
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karin59
Geschrieben am: 14 Jul 2017, 18:21


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Hallo Kevin,

Cecile hat meine Gedanken beim Lesen Deines Posts in Worte gefasst.
Soviel ich weiß, sind die Schrauben nach erfolgter Verknöcherung nicht mehr unbedingt vonnöten, daher könnten sie auch entfernt werden.
Ich habe eine Bekannte, die LWS 5-2 versteift wurde, dabei war die letzte Schraube "nur" zusätzlich als Halt gesetzt und wurde später entfernt.
Meine Schrauben verbleiben im Körper solange sie keinerlei Beschwerden machen.
Du bist noch sehr jung, da ist doch Aktivität in jeder Form aktuell, was bei Dir ja zwangsläufig schon begrenzt ist. Daher verwundert mich, daß man Dich so leiden lässt. Vllt ist ein Klinikwechsel eine Lösung ? Es gibt gute ausgewiesene WS-Kliniken, die aber leider meist viel Fahrerei erfordern.
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milka135
Geschrieben am: 14 Jul 2017, 20:54


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Hallo Kevin,
alle Achtung vor dir. Meinen Respekt haste jedenfalls.

Hier im Forum "Spondy BWS" gibt es das Mitglied "Marie2". Marie2 hat auch eine langstreckige BWS-Spondy hinter sich.

Hast du mal Antidepressiva bekommen? AD verursacht auch manchmal HUNGER.

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Cannabis auch Haarausfall nach sich ziehen kann. Muss du, dass Cannabis trotz Verschreibungsfähigkeit selbst bezahlen?

Zitat

Was für mich in Deiner Situation nicht ganz klar ist: warum sind die Wirbel seit den Versteifungen nicht zusammengewachsen, so dass eigentlich die Primärfixation durch die Schrauben gar nicht mehr das tragende Element ist?
Mit der Antwort von Cecile.verne hat recht.
Aber warum konnte man bei dir damals nicht warten, bis sich deine BWS von selbst versteift?
(Mein BWS neigt auch dazu ein Stab zu werden. Meine BWS-Bandscheiben sind teilw. so dünn wie eine Scheibe Wurst.)

Hast du mal überlegt, ggf. einen EU-Rentenantrag zustellen? Damit du dir auch noch Ablenkung verschaffen kannst.

Wenn ich deinen Horrofilm lese - bin ich froh das meine NC´s sehr überlegt mit dem Messer trotz neurog. Blasenentleerungsstörung,... umgehen.

Bekommst du wöchtliche KG als Langzeitrezept? KG im Sinne Bewegungsbad wäre doch richtig gut für dich. Denn ist Bewegungsbad kann man vieles abfangen wzb.: Verspannungen, Gelenke schonen,...

Liebe Grüße,
Milka :;
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kvnklr
Geschrieben am: 14 Jul 2017, 20:59


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Erstmal vielen Dank für euer Mitgefühl!

Das große Problem an der ganzen Sache ist, dass die Schrauben direkt am "Knickpunkt" rausgedrückt werden, d.h. das auf der Höhe des Brustbeins keine Schrauben entfernt werden können, da genau da die größte Last wirkt.
Ich habe die ersten beiden Op's von einer sogenannten WS-Koryphäe gemacht wurden - ich hatte 600km anfahrt, weil ich dachte das ein guter Ruf schon was bedeutet muss, hat mir aber nichts gebracht, im Gegenteil.
Danach wechselte ich in die Heimat zu dem besten Arzt nach den Meinungen meiner anderen Ärzte, bei ihm fühle ich mich auch gut aufgehoben aber er kann das Schicksal leider auch nicht ändern.

Somit muss ich laut den Ärzten wohl einfach damit leben (solange es geht).
Aber ich kann einfach nicht mehr, niemand würde diese Schmerzen auf Dauer aushalten - heute ist wieder ein Tag wo meine Nerven so dünn sind wie Fäden, man will oder würde sich einfach gern betäuben, ist aber keine Lösung.
Wie gesagt ich achte sehr darauf keine Opiade oder Alkohol als Lösung anzusehen doch leider gibt es nicht viele Möglichkeiten dem Teufelskreis zu entkommen.
Aber ein Kreislauf jagt den nächsten..

Danke für eure Tipps!
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