Bandscheiben-Forum

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> Petition, Patientenrechte stärken bei Schadensersa
Bonnkirch
Geschrieben am: 08 Jan 2020, 17:53


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Hallo Bandis,

mich hat eine Petition erreicht, bei der ich Euch bitte doch zahlreich mit zu unterschreiben, damit die Petition erfolgreich wird.

Bei dieser Petion geht es um die Stärkung der Patientenrechte bei Schadensersatzansprüchen. Ich habe bereits geteilt und unterschrieben.

Gruss Christina

Petition:
Patientenrechte - Beweislast bei Behandlungsfehlern muss bei dem verursachenden Arzt liegen! (klick)


http://chng.it/6xSNQ7s7

Bearbeitet von Harro am 09 Jan 2020, 09:14
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blumi
Geschrieben am: 09 Jan 2020, 08:37


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Hallo Christina,

eine interessante Petition, und ich habe über den Inhalt lange nachgedacht.

Da ich ja auf beiden Seiten stehe als einerseits geschädigte (denn anders kann man die Blasenlähmung nicht bezeichnen, auch wenn ich nicht vorhabe zu klagen) und andererseits in einem heiklen Bereich tätige Ärztin (Geburtshilfe) gebe ich folgendes zu bedenken:
Schon jetzt geht es im medizinischen Bereich häufig eher um rechtliche Absicherung als um eine patientInnenzugewandte Aufklärung. Die hohen Kaiserschnittraten sind unter anderem auch der Angst geschuldet, verklagt zu werden (und nicht, wie oft behauptet, weil die Häuser damit mehr Geld verdienen, denn das mag vielleicht die Verwaltung interessieren, aber nicht den angestellten Arzt, ich bekomme das gleiche Gehalt, egal wovon ich die Frau überzeuge).
Wenn du grundsätzlich eine Beweislastumkehr forderst und durchsetzt stehst du als Mediziner immer mit einem Bein im Knast. In unserem Bereich zum Beispiel: beweis mal, dass die schlechten Noten eines Kindes nicht mit z.B. eine etwas längeren Geburtsverlauf zusammenhängen, das kannst du nicht , und das Beispiel ist nicht aus der Luft gegriffen, solche Klagen gibt es, und nicht wenige.
In einem solchen angstbesetzten System möchte ich nicht mehr arbeiten. Du kannst dir sicher sein, dass Kaiserschnittraten über 50 % ansteigen werden. Und du findest schon jetzt nur noch mit Schwierigkeiten Ärzte der jüngeren Generation die bereit sind eine Oberarzt- oder Chefarztstelle anzustreben, weil sie diese Verantwortung nicht mehr tragen wollen.
Ich glaube nicht, dass sich durch diesen Generalverdacht das Medizinsystem verbessert. Ich denke, dass Ansätze auf ganz anderen Ebenen (Schließung von Häusern minderer Qualität und zu kleinen Fallzahlen, Veringerung des Einflusses von Pharmaindustrie und Medizinproduktefirmen durch konsequentes Vorgehen gegen Lobbyismus und Korruption etc..) wesentlich effektiver wären.

Auch wenn ich mich damit vielleicht unbeliebt mache, aber dadurch dass ich eben auf beiden Seiten stehe (??? geht nicht, weiss ich) denke ich es muss einen vernünftigen Mittelweg zwischen dem geforderten und dem Ist-Zustand geben.

LG, Elke
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Quantix
Geschrieben am: 09 Jan 2020, 09:46


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Hallo,
bei mir wurde vor 4 Jahren ein CT des Kopfes gemacht. Wenn ich in 10 Jahren einen Hirntumor bekomme, dann verklagt ich den Radiologen. Es könnte ja sein, dass die Strahlenbelastung ursächlich gewesen ist. Beweise mir das Gegenteil.
Wer etwas für mehr Patientensicherheit tun will, der sollte sich bspw. für standardisierte Zulassungsverfahren für Medizinprodukte einsetzen. Diese Petition ist jedoch nicht zielführend, sondern sie schafft nur Rechtsunsicherheit. Ich würde sie sogar als Populismus bezeichnen.
Grüße
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blumi
Geschrieben am: 09 Jan 2020, 10:30


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Hallo Quantix,
Danke, du bringst es auf den Punkt.

LG, Elke
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Harro
Geschrieben am: 09 Jan 2020, 11:19


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Moin moin zusammen,
nun dann will ich mal meine Meinung dazu sagen,
im Jahr 2018 wurde eine Petition im Bundestag angenommen "Opfer fordert Beweislastumkehr"
"Mit Stimmen der Koalition und der FDP wurde die Petition angenommen und an die Bundesregierung übergeben,
um die Beweislastumkehr bei der Gesetzgebung einzubeziehen."

Zum TV Bericht hier klicken

Geschehen ist bis jetzt............... NICHTS wie auch es tummeln sich 1100 Lobbyisten aller Colour im Bundestag
unter anderem die aus der Bundesärztekammer und der Pharmaindustrie.

Meinung in der Presse: Einen Arztfehler nachzuweisen, ist für Patienten eine Qual (klick)

Ein Schelm wer böses dabei denkt oder warum fällt mir spontan die Geschichte mit den schadhaften Prothesen ein :h

Es muss etwas geschehen damit der Patient nicht weiter im Regen stehen gelassen wird, "ohne Regenschirm".
Den könnte man ihm doch wenigstens gönnen. Oder meint ihr nicht?


LG Harro

PS. Ich hab die Change.org Petition gezeichnet aus dem Grund damit mehr Chancengleichheit kommt

Bearbeitet von Harro am 09 Jan 2020, 11:24
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blumi
Geschrieben am: 09 Jan 2020, 13:01


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Hallo,
Harro, ich gebe dir ja recht, dass es so wie es ist nicht gut ist, aber stell Dir eine Beweislastumkehr im normalen Alltagsbereich vor, da könnte dich dann z.B. Jemand anklagen dass du ihn geschlagen hast und du müsstest beweisen dass dem nicht so ist.... so etwas kannst du doch gar nicht.
Es ist ja schon jetzt so, dass es unter bestimmten Umständen zur Beweislastumkehr kommt, vielleicht müssen diese weiter gefasst werden, das ist das was ich meine wenn ich von einer vernünftigen Lösung rede.
Aber unter dem dort geforderten ist ein arbeiten nicht mehr möglich, zumindest nicht im Klinikalltag. Und ich denke das will auch keiner.

LG, Elke
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Harro
Geschrieben am: 09 Jan 2020, 13:14


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Moin moin

Zitat

vielleicht müssen diese weiter gefasst werden

genau das ist es und das wird blockiert und deswegen geht man mit der Maximalforderung ran
um auf dem Verhandlungsweg einen Konsens zu erreichen, Chancengleichheit.
Das ist aber im Augenblick nicht gegeben :z

LG Harro :winke
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Bonnkirch
Geschrieben am: 09 Jan 2020, 15:01


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Hallo Blumi,

Ich kann Deine Sichweite als Årztin gut verstehen. Ich habe diese Petition eigentlich nur geteilt, dass sich im Patientenrechtsgesetz geändert wird, dass dem Betroffenen Geschädigten Patienten spezial bei Medizinprodukten und Arzneien es leichter gemacht wird keine langen Gerichtsverfahren zu gehütet werden, weil vielen gleichzeitig sich um ihre Existenz Sorgen machen. Ich finde schon, dass hier die Politik gefordert wird die entsprechenden Gesetze zu ändern. Es kommt hier nur auf die detaillierte Formulierung an.
Ausserdem verjähren nicht angemeldete Behandlungsfehler nach 3 Jahren nach Feststellung. Bis ein Arzt erst einmal angeklagt müssen die Geschädigten oder deren Vertreter schriftlich den Arzt die Möglichkeit geben sich dazu zu äussern und gegebenfalls dieses ihrer Haftpflichtversicherung melden.

Man merkt deutlich dass hier die Politik gefordert ist entsprechend zu handeln. Hier haben auch die entsprechenden Institutionen wie Ärztekammer die Gelegenheit eine Stellungnahme zum Gesetzeentwurf zu machen. Dieses hat auch stattgefunden beim Medizineproduktegesetz. Da wurden alle Beteiligten um Stellungnahme gebeten.

Gruss Christina
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Quantix
Geschrieben am: 11 Jan 2020, 10:34


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Hallo Harro,
ich habe zu den Fällen versagender Hüftgelenks- und Bandscheibenprothesen sehr viel gelesen und hier nützt eine Beweislastumkehr in einem Prozess gegen Operateur überhaupt nichts. Bei den aktuellen Fällen, die auch in den Medien relativ oft vorkommen, haben die Hersteller mit einer unglaublichen kriminellen Energie gehandelt. Es wurden Tierversuchsstudien manipuliert, indem negative Ergebnisse, d.h. versagende Prothesen, einfach unterschlagen worden sind. Den Zulassungsbehörden fällt sowas natürlich nicht auf. Die sind zufrieden, wenn „Papier vorliegt“, auf dem der Hersteller bescheinigt: „Ja, wir haben die Prothesen getestet und für gut befunden“. Vor Gericht wird der Operateur immer sagen, dass die Prothese zugelassen gewesen und der Patient aufgeklärt worden ist. Danach ist man in der Hand des Richters und daran ändert auch eine Beweislastumkehr nichts. Eigentlich sollte es nie zu einem Verfahren vor Gericht kommen müssen, weil Schrottprothesen gar nicht auf den Markt kommen dürften, jedoch bräuchte es dafür viel strengere Zulassungsverfahren. Außerdem könnte man darüber nachdenken Opfer von Ärztefehlern finanziell viel besser zu entschädigen. Was gibt es denn für eine vermurkste Wirbelsäule, wenn dann vor Gericht festgestellt worden ist, dass es die Schuld des Arztes war? 50.000€? 100.000€? Wiegt das ein verpfuschtes Leben auf? Ich denke nicht. Eine generelle Beweislastumkehr stellt Ärzte unter Generalverdacht. Außerdem solltest du vielleicht mehr als nur die Überschriften der Artikel lesen, die du verlinkst. In dem Artikel steht nämlich, dass im Fall von grob Fahrlässigkeit bereits die Beweislastumkehr gilt :z
Gruß
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Swar
Geschrieben am: 15 Jan 2020, 00:56


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Hi,
Aber wie will man als Patient einen Fehler beweisen? Selbst der Anwalt ist kein Arzt. Und auch der Richter nicht, der glaubt irgendwann einem der vielen Gutachter.

Ist es nicht einfacher, ein Arzt kann belegen, das alles korrekt ablief?
Er und somit auch andere Ärzte kennen doch die Abläufe, der Patient doch nicht, muß vertrauen.
Und es gibt ja auch Verjährungsfristen einer Klage. Keiner kann heute ein CT erhalten und in 10 Jahren den Radiologen wegen Strahlung verklagen.

Da vergaß ein Arzt einen Tupfer im Bauch eines Patienten, der hatte jahrelang Schmerzen, wurde als Simulant abgestempelt, bis endlich ein Arzt ihn auf Verdacht eröffnete, den verwachsenen Tupfer fand und nun muß der Patient klagen, hat den Beweis vor sich liegen und der Arzt streitet immer noch ab.

Anders wäre es doch, der Arzt muß beweisend erklären, warum sein Tupfer aus dem Bauch geholt werden mußte.

Wozu hat ein Arzt eine Versicherung?
Sorry, aber bei meiner unnötigen OP steht mir halt noch die ganze Klage bevor.
PM
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