Bandscheiben-Forum

Dieses Forum ist eine private Initiative von Betroffenen.
Nur durch das persönliche Engagement von Admins, Moderatoren und Betreuern - jenseits eines kommerziellen Betriebes - sind wir in der Lage, ein Forum zum neutralen Erfahrungsaustausch - unabhängig - zu betreiben.
Wir bitten daher alle Firmenrepräsentanten, unsere Unabhägigkeit zu unterstützen und durch Verzicht auf Produkt- und Firmennennungen das Forum werbefrei zu halten.

Die Informationen, die in diesem Forum gegeben werden, sind von Laien für Laien,
und können und sollen in keinem Fall eine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.


  
 
Reply to this topicStart new topic

> LWS OP? Erfahrungen gefragt
ebop_2005
Geschrieben am: 07 Jul 2024, 17:38


Neu hier
*

Gruppe: *Mitglied*
Beiträge: 4
Mitgliedsnummer.: 29.752
Mitglied seit: 07 Jul 2024




Hallo,

ich bitte einmal um einen Rat von Leuten die am besten schon eine LWS Bandscheiben Operation hinter sich haben, aber gerne auch von anderen.
Zu mir:
Ich bin 19 Jahre alt und leide seit mehreren Jahren an sehr starken Rückenschmerzen mit Ausstrahlung ins Bein.
Begonnen hat das Ganze als ich 15 Jahre alt war, mit immer mal wieder schmerzen im unteren Rücken, welche jedoch nicht so ernst genommen wurden (ebenso immer wieder Ausstrahlung in das Bein).
Vor zwei Jahren (2022) hatte ich dann eine Krebsdiagnose und darauf folgend eine Chemo - Therapie).
Währenddessen hatte ich weniger Probleme da ich Kortison / Schmerzmittel etc. bekommen habe.
Seit Ende der Chemo - Therapie habe ich nun jedoch sehr starke Schmerzen im unteren Rücken mit Ausstrahlung (hauptsächlich) in das linke Bein.
Das MRT ergab Bandscheibenvorfall L4/L5/S1 und wurde durch folge MRTs ohne Besserung bestätigt.
Seitdem habe ich konservativ sehr viel versucht, von Physio und gezieltem Krafttraining bis hin zu einer Ernährungsumstellung mit Ausgleich vorhandener Mikronährstoff - Mängel so gut wie alles.
Die Infiltration mit Kortison lehne ich persönlich ab, da es das Problem dauerhaft nicht lösen wird, ebenso wie einen Chiropraktiker.
Wenn ich lange stehe habe ich sehr starke ausstrahlende Schmerzen, die es schwierig machen dauerhaft zu stehen. Ebenso ist es ähnlich bei gezieltem Kraftsport an Maschinen/Geräten, selbst wenn der untere Rücken nicht mit trainiert wird, habe ich spätestens am folgenden Tag danach schmerzen im unteren Rücken bzw. Bein.
Zudem habe ich subjektiv das Gefühl das ich seit diesen Schmerzen eine deutlich schlechtere Libido habe, welches vielleicht durch den eingeengten Nerv zu erklären ist. (Ist aber aktuell das kleinere Übel.)
So langsam gibt es kaum noch Optionen und es bessert sich auch nicht wirklich. Manche Tage sind mal erträglicher, aber spätestens wenn ich lange Stehe oder Laufe sind die Schmerzen wieder da.
Selbst wenn ich nur einen Kasten - Wasser (mit gradem Rücken) hebe, bekomme ich sehr starke Schmerzen sofort danach.
Wenn es kalt ist und / oder ich wenig geschlafen habe, sind die Probleme auch deutlich schlimmer und die Ausstrahlung in das (meist linke) Bein, sind deutlich verschlimmert.

[/B] Nun war ich dieses Jahr bei einem Arzt zur Beratung zur OP und hat folgendes in den Bericht geschrieben:[/B]
Diagnosen:
Bandscheibenvorfall LW4/5 und LWK5/SWK1 links
[/B]Anamnese:[/B]
Der Patient berichtet über eine persistierende linksseitige lumboischialgieforme Beschwerdesymptomatik, insbesondere unter Belastung. Er bemerke dass das linke Bein subjektiv schwächer sei. Vegetativ keine Störungen.
Neurologischer Befund:
Klinisch neurologisch imponiert eine L5 Radikulopathie linksseitig, leichtgradiges Trendelenburgzeichen Kraftgrad 4+/5, leichtgradige Fußheberparese
Kraftgrad 4+/5.
Darüberhinaus kein manifestes Defizit.
Im durchgeführten MRT der LWS siehe oben.
[/B]Beurteilung:[/B]
In Anbetracht der vorliegenden Beschwerdesymptomatik und den bisher frustran verlaufenden konservativen Therapieversuchen besteht eine elektive OP-Indikation. Mit dem Patienten wurde ausführlich über Art und Umfang mit der Op verbundenen Risiken gesprochen, dieser bittet um Bedenkzeit und wird sich anschließend bei uns melden.

Nun habe das Angebot bekommen das ich wenn ich es möchte eine minimalinvasive Bandscheiben OP bekomme und diese aufgrund meiner Schmerzen durchgeführt wird.
Viele Ärzte raten davon ab, andere hingegen nicht. Im Internet liest man immer wieder das viele eine Verschlimmerung oder Postdiscektomie-Syndromie nach der OP entwickelt haben, was natürlich abschreckt.
Ich möchte nun eine Entscheidung treffen und würde gerne eure Meinung und Erfahrung dazu hören.
Vielleicht kennt sich jemand aus oder hat die selbe Erfahrung gemacht.

Ein Rat wäre sehr hilfreich!

Bearbeitet von Juergen73 am 10 Jul 2024, 07:57
PMEmail Poster
Top
paul42
Geschrieben am: 09 Jul 2024, 13:36


PremiumMitglied Silber
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 2.736
Mitgliedsnummer.: 19.053
Mitglied seit: 18 Jul 2011




Hallo ebop

Willkommen im Forum.
Hier kann vermutlich leider niemand sachkundig zu deiner begleitenden Krebserkrankung Auskunft geben.

Ich hab zunächst ordentlich geschluckt, aber möchte den Versuch dennoch machen, dir bei den Rückenbeschwerden irgendwie zu helfen.
Wie lange bist du schon in Behandlung?#

Die meisten von uns hier, haben BS Probleme über die Jahre entwickelt oder leiden unter den Folgen degenerativer Veränderungen der WBS, bzw. der Bandscheiben.

Du scheinst aber bereits anatomisch bedingt schon leichte anatomische Veränderungen zu haben die im Befund nicht erwähnt werden.
Wer im Heranwachsen bereits unter Rücken Beschwerden klagt, hat oftmals einen sog .Gleitwirbel.
Ob eine Instabilität durch Chemotherapie, bzw. des Kortisons die Knochendichte gesenkt wurde. lässt sich durch ein Funktionsröntgen meist gut auswerten.

Eine OP halte ich derzeit für verfrüht, denn dein BS Befund, bzw. die radikuläre Auswirkung ist noch einigermaßen moderat.
Die empfundene Einschränkung im Stehen deutet auf spinale Enge hin, aber davon ist den Befunden irgendwie noch nichts zu lesen.

Unabhängig deiner bisherigen Krebsbehandlung würde man jetzt versuchen, die Bedrängung beteiligter Nerven durch PRT Spritzen und Physio, MT und KG zunächst konservativ zu behandeln.

Die Spritzen helfen das Volumen von BS- Material zu reduzieren und so die Bedrängung auf beteiligte Nerven zu senken

Viele Grüße

paul42
PMEmail Poster
Top
ebop_2005
Geschrieben am: 09 Jul 2024, 16:51


Neu hier
*

Gruppe: *Mitglied*
Beiträge: 4
Mitgliedsnummer.: 29.752
Mitglied seit: 07 Jul 2024




Hallo, danke erstmal für die Antwort.

Ich habe ab 2022 verschiedene konservative Massnahmen ohne wirklichen Erfolg ausprobiert.
Ich verstehe das in meinem Alter die konservativen Maßnahmen logischer erscheinen, jedoch verspüre ich leider keine Besserung.
Bezüglich des eingeengten Nerves, war die Beurteilung nur von einem Chirurgen. Anbei die Beurteilung + ein Bild von dem radiologischen Befund.
Sag mir gerne deine Meinung dazu.
Danke!!!

Befund:
Thorakolumbaler Übergang und obere LWS altersentsprechend unauffällig.
In L4/5 flache circumferentielle BS-Herniation mit kurzstreckiger Beengung der lateralen Rezessus für beide L5-
Wurzeln. Keine L4-Wurzelkompression.
In L5/S1 leicht erniedrigtes BS-Fach, breitbasige mediale BS-Herniation mit Beengung der lateralen Rezessus für die S1-Wurzeln links gering ausgeprägter als rechts. Unbehinderter L5-Wurzelaustritt.
In entspannter Rückenlage keine Zeichen einer Segmentinstabilität.
Soweit erfasst unauffälliger hinterer Beckenring einschließlich ISG beidseits.
Beurteilung:
In L4/5 flache circumferentielle und in L5/S1 breitbasige mediale BS-Herniation. Beengung der lateralen Rezessus für die S1-Wurzeln links deutlicher als rechts und etwas geringer für beide L5-Wurzeln.

Bild:
https://ibb.co/mbXjbm1
PMEmail Poster
Top
blumi
Geschrieben am: 10 Jul 2024, 06:08


PremiumMitglied Silber
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 2.179
Mitgliedsnummer.: 27.696
Mitglied seit: 26 Okt 2018




Hallo Ebop,

Ich hatte 2019 eine Bandscheiben-OP wegen einer Quadrizepsparese links, Treppensteigen war nicht mehr möglich, daher stand die OP-Indikation. seitdem funktioniert der OS-Muskel bis auf eine kleine Rest-Schwäche, die sich im Alltag kaum bemerkbar macht, sehr gut. 2020 hat sich auf der Gegenseite eine Facettengelenkszyste gebildet, so dass die selbe Etage wieder operiert werden musste. Zur Zeit habe ich ( noch erträgliche ) Beschwerden wieder im linken Bein, da sich dort eine Zyste gebildet hat, eine OP versuche ich so lange wie möglich rauszuzögern, da jetzt, bei einer begleitenden Instabilität, nurnoch eine Versteifung bliebe.

Ich möchte dir damit keine Angst machen. Aber es heißt nicht zu Unrecht, dass die erste OP die ist, die man, wenn irgendwie möglich, vermeiden sollte.

Mir ist daher nicht klar, warum du z.B. nicht versuchst, durch eine PRT-Serie (also Spitzen an die Nervenwurzel unter CT-Kontrolle) eine Besserung zu erreichen, so dass du mittels gezielter Therapie dann deine Rückenmuskulatur stärken kannst.

Mir ist auch nicht klar, wieso du einen Getränkekasten zu heben versuchst, solange dien Rücken noch nicht völlig beschwerdefrei ist. No way, nehme dir einzelne Flaschen raus, Kästen gehen nicht.

Wenn der gezielte Kraftsport die Beschwerden verschlimmert machst du die falschen Übungen oder die Übungen falsch. GGf. muss du erst einmal deine Tiefenmuskulatur aufbauen, bis du wieder in der Lage bist Kraftsport zu machen. Ich würde dir (habe ich leider erst im Nachgang gemacht, ist aber sehr effektiv) einen Aufenthalt in einer Schmerzklinik empfehlen, ggf. auch als Tagesklinik.

LG, Elke

PMEmail Poster
Top
Pauline69
Geschrieben am: 10 Jul 2024, 11:17


PremiumMitglied Bronze
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 1.658
Mitgliedsnummer.: 27.762
Mitglied seit: 02 Dez 2018




Hallo ebop,

auch ich würde Dir, zur Zeit noch, auf jeden Fall von einer Bandscheibenoperation abraten.

Du hast geschrieben, dass es während der Krebsbehandlung, vermutlich ausgelöst durch das Cortison, zu einer Verbesserung der Beschwerdesymptomatik kam.

PRT Infiltrationen sind im Prinzip nichts anderes, unter CT, also absolut zielgenau wird eine kleine Menge Cortison direkt an die Nervenwurzel gespritzt. Dies soll dazu führen, dass die gereizte, vermutlich aufgequollene Nervenwurzel zum abschwellen gebracht wird.
Die geschwollene und gereizte Nervenwurzel verursacht die Beschwerden, daher halte ich es für absolut sinnvoll, eine Serie an PRT Infiltrationen, zumindest auszuprobieren.

PRT Infiltrationen können das Problem schon langfristig lösen, da sie in der Lage sind, die gereizte, entzündete oder aufgegequollene Nervenwurzel zum abschwellen zu bringen. Der Bandscheibenvorfall hat somit ausreichend Zeit, um sich durch Austrocknung, auch unter anderem durch die Cortisongabe, zu verkleinern.
Und schon wäre, im Idealfall, das Problem längerfristig gelöst.

Ähnlich unverständlich empfinde ich die Aussage Generell den Chiropraktiker abzulehnen.
Die sanftere Variante wäre die manuelle Therapie bei einem gut ausgebildeten Physiotherapeuten.
Denn die ausstrahlende Schmerzen können durchaus auch durch Blockaden der kleinen Wirbelgelenke ausgelöst werden, die durch die Blockade auf die Nervenwurzel drücken.

Ausstrahlende Schmerzen, durch Blockaden an den verschiedensten Gelenken ausgelöst, erlebe ich selbst seit über fünf Jahren immer wieder.
Löst mein gut ausgebildeter Physiotherapeut, mittels manueller Therapie, diese Blockaden, sind auch spätestens zwei Tage später die ausstrahlende Schmerzen wieder vorüber.
Gerade heute Morgen hatte ich erst wieder von der Hand stark ausstrahlende Schmerzen in den Unterarm. Mittlerweile weiß ich dann, dass sich wohl wieder in meinem Handgelenk einige kleine Knochenverkantungen ergeben haben. Und genau so war dem auch!
Er hat sie alle vorsichtig gelöst, und mein ausstrahlende Schmerz in den Unterarm ist vorüber.

Die Aussage, die Dir Elke gegeben hat, kann auch ich vollends unterstreichen!

Das beste, was du tun kannst, ist es, die erste Operation an der Wirbelsäule zu vermeiden!
Denn wie viele Menschen denken, ist nach einer Wirbelsäulenoperation bei weitem nicht mal eben alles gut.
Es können viele neue Baustellen danach auftreten, schon alleine durch Vernarbungen an der operierten Stelle.
Es können während der Operation Nerven irritiert werden, die postoperativ zu ganz anderen, eventuell deutlich stärkeren Schmerzen und Ausstrahlung führen können.

Natürlich sollte man während einer akuten Schmerzphase alles vermeiden, was zu erneuten Schmerzen führen kann.
Dazu gehören einige Sportarten, wie Krafttraining, Joggen auf Asphalt, Tennis oder Golfspielen, schweres Heben, ruckartige Verdrehung der Wirbelsäule.
Erst nach einer vollständigen Verheilung und einer ausreichenden Zeit kann man sich wieder vorsichtig an diese Dinge herantasten.

Aber auch nach einer Bandscheiben OP sollte man diese Dinge tunlichst für 3-6 Monate vollständig vermeiden, da es sonst, sehr zügig, zu einem Rezidiv- Vorfall kommen kann.

Ich wünsche dir eine gute Entscheidungsfindung und viele Grüße,
Pauline
PMEmail Poster
Top
paul42
Geschrieben am: 11 Jul 2024, 15:04


PremiumMitglied Silber
Group Icon

Gruppe: Betreuer
Beiträge: 2.736
Mitgliedsnummer.: 19.053
Mitglied seit: 18 Jul 2011




Hallo ebop

Danke für die Befunde.
Ich glaube auch nicht, dass es derzeit eine OP Indikation darstellt.

Man operiert erst dann, wenn sich neurologische Ausfälle einstellen. Mit dem Alter hat es überhaupt nichts zu tun.

Es entwickeln sich aber mit der Zeit schleichend auch motorische Störungen wie blumi bereits beschrieben hat.
Nicht jeder BSV lässt sich unkompliziert entfernen, d.h. manchmal muss sich der Operateur dann erst durch weitere Maßnahmen sich den Zugang erarbeiten.
Bei solchen OP’s werden Teile des Wirbelbogen entfernt oder das Ligamentum durch stanzt.
Das bedeutet langfristig ist die LWS danach durch die OP vorgeschädigt. Eine OP ist daher immer nur der letzte Weg.

So wie Pauline bereits erwähnt hat muss man im Anschluss erstmal den Fokus auf Entspannung mit leichter Bewegung setzten.
Über das neurologische Leistungsvermögen kann ein Neurologe anhand von Messungen feststellen, wie das Leistungsvermögen beteiligter Nerven reagiert.

Im Vergleich deiner Bilder sehe ich leichte Veränderungen am L5.
Die beiden BS Vorfälle scheinen sich kaum verändert oder verlagert zu haben.
L4 bildet jetzt an den unteren Deckenplatten nach dorsal bereits Anbauten.
L5 wandert gegenüber S1 ganz leicht nach ventral.

Hierzu wäre ein Funktionsröntgen sinnvoll, weil das MRT ja nur eine liegende statische Position darstellt. Deine Beschwerden bei langem Stehen deuten ebenfalls auf Instabilität.
Das sind zwei normale Röntgenaufnahmen die stehend durchgeführt werden.

Was noch auffällig erscheint, ist die bereits dunkle Verfärbung des BS Faches L5/S1 und die Erwähnung leichter Höhenminderung. Hier fehlst der BS an Wasser, so dass die Pufferfunktion bereits deutlich reduziert ist.

Das sind leider bereits alles Anzeichen, die auf Instabilität hinweisen könnten, aber sich im weiteren Verlauf verstärken und wenn man dann über eine OP sprechen muss, geht’s vermutlich gleich um Versteifung.

Ich finde, du solltest erstmal versuchen, die konservativen Möglichkeiten weiter auszuschöpfen.

Die Spritzen könnten jetzt immer noch helfen, das Volumen von BS Material zu mindern.
Wie hoch würdest du dein Schmerzlevel von 0- 10 setzen?

Viele Grüße
paul42
PMEmail Poster
Top

Topic Options Reply to this topicStart new topic

 



[ Script Execution time: 0.1772 ]   [ 14 queries used ]   [ GZIP aktiviert ]

LoFi Version