Bandscheiben-Forum

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> LWS Vorfall L5/S1
jan2118
Geschrieben am: 10 Jun 2024, 15:45


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Hallo zusammen,
mein Name ist Jan, ich bin 45 Jahre alt und komme aus Hamburg.
Ich habe seit 7 Wochen einen Vorfall in L5/S1. Mein Beschwerbeverlauf ist (für mich) ungewöhnlich, so dass ich mal Euren Rat gerne dazu haben möchte :)
In den ersten Tagen hatte ich akut starke Schmerzen, die dann recht schnell nachgelassen haben. Ich hatte dann bis auf ein reichtes Brennen rechts am Ischias und etwas Fusssohlenkribbeln wenig beschwerden, so dass ich mich viel gebewegt hatte. Mit dem Rad zur Arbeit usw. Sitzen konnte ich von Anfang an nicht gut. Nur wenige Minuten.
Ich habe trotzdem ein MRT anfertigen lassen, nebenbei meinem vollkommen verspannten und blockierten Rücken/Hüfte mobil gemacht. Nach ca. 2 Wochen haben ich gemerkt, dass die Beschwerden langsam anders werden. Mehr oder weniger zeitgleich kam die Diagnose L5/S1 mit Bedrängung rechts, teilsequestiert. Ein teil ist wohl auch im Wirbelkanal.
Die Beschwerden nahmen immer mehr zu, das Kribbeln wurde jetzt zum Brennen in beiden Beinen. Jede epidurale Spritze hate keinen Effekt, ausser das die Beinschmerzen stärker/schärfer wurden.

Neben der reinen Nervenentzündung habe ich auch immer wieder blockierte Wirbel in dem Bereich, da ich eine schwache Muskulatur habe. So kann es sein, dass wenn eine Blockade sich auf der besseren Seite festsetzt, ich für eine gewisse Zeit auf der anderen Seite fast Beschwerdefrei bin. Das kann sich aber innerhalb von Minuten ändern.

Dazu muss ich sagen, dass ich recht mobil bin. Ich kann mich fast 90° nach vorne biegen, ohne das ich Schmerzen bekommen. Allgemein habe ich kaum Schmerzen am Rücken direkt, nur in den Beinen, Brennen, jucken, stecken, Krämpfe.

Sitzen kann ich nur wenige Minuten, Liegen geht so lala. Laufen geht je nachdem wie es in die Beine krampft. Aber i.d.R. gehe ich 2-4 km am Tag spazieren.

Die Beschwerden sind echt schlimm, aber es geht schlimmer glaube ich. Mit Ibu/Metamizol und Tramadol als Kombi komme ich einigermassen klar, auch wenns zunehmen blöder ist.

In der Wirbelsäulensprechstunde am UKE meinte der NC, man könnte mal PRT anstatt Epidural probieren, sonst sieht er eher eine Operation weil meine Beschwerden nicht besser werden.

Wie sieht Ihr das? Durchbeissen und warten oder OP? Hab echt Panik vor der OP, aber das Leben jetzt ist auch richtig sch....

Danke für alle Kommentare!
Schönen Gruß
Jan
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Pauline69
Geschrieben am: 10 Jun 2024, 19:34


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Hallo Jan,

Herzlich willkommen bei uns im Forum!

Deine Frage kann man nicht so pauschal beantworten.
Zum einen kommt es sehr auf den tatsächlichen Befund an, hast du eventuell den radiologischen schriftlichen Befundbericht vorliegen?
Des weiteren kommt es natürlich auf den Verlauf und die Stärke der gesamten Beschwerden an!

Die allermeisten Bandscheibenvorfälle, insbesondere in der Lendenwirbelsäule, kann man konservativ behandeln, dazu benötigt man aber Geduld.
In der Regel heißt es, wenn es nach 4-6 Monaten zu keiner deutlichen und stabilen Verbesserung gekommen ist, kann oder sollte man eine Operation in Erwägung ziehen, aber eben nur, wenn auch nach dieser Zeit, die Beschwerden nicht nachgelassen haben und mit herkömmlichen Schmerzmitteln kaum unter Kontrolle zu bekommen sind.

Natürlich ist es immer vom jeweiligen Schmerzlevel abhängig.
Solange du noch mobil bist, 2-4 km am Tag spazieren gehen kannst, sehe ich noch nicht unbedingt eine OP gegeben.
Es gibt die sogenannten Red Flags, bei denen man umgehend operieren sollte, das wären Harn-oder Stuhlverlust, Harn- oder Stuhlverhalt oder der vollständige Ausfall eines Nerven/ kompletter Kraftverlust.

Ein Bandscheibenvorfall benötigt vor allen Dingen Zeit, um auszutrocknen und sich dadurch zu verkleinern und dadurch, in Folge, den Nerv weniger oder gar nicht mehr zu bedrängen.
Die Gabe von Cortison, egal ob als PRT Infiltration oder als orale Gabe, soll dazu führen, dass die aufgequollen Nervenwurzeln abschwellen.
Kommst du mit dieser Behandlung klar, wäre es auf jeden Fall einen Versuch wert, weitere PRT Spritzen durchzuführen.
Meist führt man PRT oder EDT Spritzen als Serie durch, das sind in der Regel 4-6 Stück im Abstand von jeweils 2-3 Wochen.

Daher könntest du durchaus, wenn ich Schmerzen für dich, zumindest mit Schmerzmitteln, erträglich sind, die gesamte Serie an EDT oder PRT Spritzen abwarten und dann schauen, wie Deine Beschwerden aussehen.

Es wäre, meines Erachtens nach, auf jeden Fall der bessere Weg, denn ein konservativ, geheilter Bandscheibenvorfall ist sehr viel stabiler, als ein operierter Bandscheibenvorfall.

Viele Grüße,
Pauline
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jan2118
Geschrieben am: 10 Jun 2024, 20:02


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Hallo Pauline,
danke für Deine Antwort.
Hier der Befund: mittelgroßer teilsequestrierter deszendierender paramedian
rechtsseitiger Diskusprolaps mit Bedrängung der S1 Nervenwurzel rechts.

Die ersten drei EDTs haben kaum Effekt gehabt und nach ein paar Tagen hat man das Gefühl, dass man den Nerv noch mehr gereizt hat. Die Schmerzattacken nehmen auch zu, vllt. aber auch durch falsche Physio. Ich habe Hüftmuskulatursdehnungen probiert ohne die LWS Beugung zu gehen, aber vllt ist das doch zuviel Stress für die Bandscheibe.



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Pauline69
Geschrieben am: 10 Jun 2024, 21:00


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Hallo Jan,

also, ein Teil des Bandscheibenvorfall’s hat sich bereits abgetrennt (Sequester), der Bandscheibenvorfall ist mittelgroß und er bedrängt die rechte S1 Wurzel.
Leider steht nicht, wie stark die Nervenwurzel bedrängt wird, vom Spinalkanal wird gar nichts geschrieben, dass lässt die Vermutung aufkommen, dass Du keine Spinalkanalstenose hast.

Insgesamt würde ich den Befund wie folgt interpretieren, es ist ein Bandscheibenvorfall vorhanden, der auch die rechte S1 Nervenwurzel bedrängt, aber von einer hochgradigen oder absoluten Neuroforamenstenose wird nicht gesprochen.
Daher würde ich davon ausgehen, dass man diesen Bandscheibenvorfall, vorerst, konservativ behandeln könnte.

Es gibt 3 Beschwerde-Stufen, die ein Bandscheibenvorfall auslösen kann:
1. Schmerzen ( die gilt es gut zu behandeln, sie geben allerdings erst einmal keine OP Indikation)
2. sensible Störungen ( die sind unangenehm, sprechen für eine Nervenbeteiligung, geben aber auch erst einmal keine OP Indikation)
3. motorische Störungen, im Sinne von Kraftverlust ( dies gibt eine grundsätzliche OP Indikation, man muss aber auch dabei das Ausmaß der motorischen Auffälligkeiten betrachten) ab Kraftgrad 3 gilt eine relative OP Indikation

Falsche Physiotherapie und falsche Belastung kann durchaus Schmerzen auslösen.
Blockaden durch fehlenden Muskulatur natürlich auch!
Absolut kontraproduktiv ist langes Sitzen!
Beim Sitzen wird die LWS ganz besonders strapaziert und begünstigt das weitere Voranschreiten eines Bandscheibenvorfalls in der LWS.
Durch die Krümmung des Rückens, beim sitzen, wird die Bandscheibe Richtung Spinalkanal gedrückt. Ist diese bereits geschädigt, der Faserring gerissen, kann durch weiteren Druck auf die Bandscheibe, Richtung Spinalkanal, weiteres Bandscheibenmaterial in den Spinalkanal und die Neuroforamen rutschen.

Schafft man eine „Heilung“ auf dem konservativen Weg, verschließt sich irgendwann der Faserring der betroffenen Bandscheibe wieder, indem er austrocknet und fest wird.

Alles andere kannst nur Du entscheiden, aber eine OP an der Bandscheibe, sollte immer der allerletzte Ausweg sein, wenn nichts mehr geht, die Schmerzen nicht mehr erträglich sind oder die motorischen Auffälligkeiten voranschreitend oder sehr ausgeprägt sind.

Leider darf man auch nicht denken, nach einer OP ist alles wieder gut!
Manchmal ist es das, manchmal nicht, manchmal ist es nachher schlimmer, als vorher!
Das sagt einem natürlich, in der Sprechstunde, kein Neurochirurg, erst bei der vorstationäre OP Aufklärung, wird man auf gewisse Dinge/Komplikationen hingewiesen, die passieren könnten.
Nach eine Bandscheiben OP bleibt die die Wirbelsäule immer eine Baustelle. Man muss oder sollte viel dafür tun, damit es nicht zu einem Rezidiv kommt.
Man muss viel Rückentraining betreiben, die kleine Rückenmuskulatur ausreichend trainieren und seine Gewohnheiten anpassen.

Viele Grüße,
Pauline
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