Bandscheiben-Forum

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> Extremes Beugen und Strecken der Wirbelsäule gut?
bandi1234
Geschrieben am: 15 Okt 2022, 16:54


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Hallo,

ich habe einen BSV L2/L3 in der LWS.

Bis jetzt habe ich nur geringe Schmerzen, für die ich keine Schmerzmittel brauche. Leichtes Ziehen (nicht immer) im Bereich der LWS, im Gesäß und mit Ausstrahlung in den rechten Oberschenkel.

Nur nach längerem Sitzen (ca. mehr als ½ bis 1 Stunde) habe ich nach dem Aufstehen die gleichen, aber wesentlich größere Schmerzen und kann die Wirbelsäule dann nicht mehr (vor Schmerzen) nach hinten Strecken. Nach 5-10 Minuten vergehen diese große Schmerzen nach dem Sitzen wieder und zurück bleiben die leichten Schmerzen.

Viele Therapieschulen empfehlen die extreme Beugen der Wirbelsäule nach vorne (im stehen nach vorne beugen bis Hände den Boden berühren) und Strecken (aus Bauchlage Hände neben Schultern und Oberkörper dann langsam anheben, Handstütz.

Ich finde beide Übungen bei BSV problematisch, aus folgenden Gründen:

Die extreme Streckung der Wirbelsäule nach hinten im Handstütz presst die Wirbelkörper hinten zusammen. Dadurch werden die Bandscheiben hinten stark zusammengedrückt. Ein Bandscheibenvorfall wird dadurch eventuell noch mehr herausgedrückt.

Das Beugen nach vorne drückt umgekehrt die gesamten Bandscheiben nach hinten und damit mehr Richtung Nerven.

Was sind eure Meinungen/Erfahrungen zu diesen beiden Übungen?

Ich habe bedenken und Angst vor Verschlechterung, dies Übungen auszuführen, obwohl ich es schmerzfrei könnte. Bin eher ein Anhänger der Traktionsbehandlung (Schlingentisch, Traktionsgeräte etc.), die gleichmäßig die Wirbelsäule dehnt.

Viele Grüße

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Pauline69
Geschrieben am: 15 Okt 2022, 18:03


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Hallo bandi,

das ist eher umgekehrt!
Wenn Du den Handstütz machst, dehnst Du den vorderen Teil Deines Körpers, die Bauchmuskulatur und die Leisten. Das ist der Teil der Muskulatur, der bei den meisten Menschen unterentwickelt und vor allem verkürzt ist.

Die Wirbelkörper werden zwar hinten zusammen gedrückt, die Bandscheiben aber nach vorne, Richtung Bauch, geschoben.
Der Spinalkanal liegt aber hinten, also auf der Seite des Rückens, somit ist diese Übung bei einem Bandscheibenvorfall nicht kontraproduktiv!
Kontraproduktiv ist, bei einem akuten Bandscheibenvorfall, die Übung den Rücken zu dehnen, wie zum Beispiel durch das starke nach vorne Beugen, um mit den Händen den Boden zu berühren.

Daher ist es wichtig, im schmerzfreien Intervall, einen Ausgleich herzustellen!
Genügend Rückenmuskulatur, aber vor allem auch ausreichend Bauchmuskulatur zu haben!
Durch die ausgewogene Bewegung füllen sich die Bandscheiben mit ausreichend Flüssigkeit und trocknen weniger aus.
Ein Bandscheibenvorfall entsteht in der Regel durch einseitige Abnutzung, einseitige und falsche Körperhaltungen!
Wie zum Beispiel durch langes Sitzen am PC bei der Büroarbeit.
Im sitzen machen die meisten Menschen, über mehrere Stunden, einen runden Rücken, die Bandscheiben werden nach hinten Richtung Spinalkanal gedrückt, irgendwann reißt der Faserring ein und es wird ein Bandscheibenvorfall daraus!

Viele Grüße
Pauline



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bandi1234
Geschrieben am: 16 Okt 2022, 10:48


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Hallo Pauline,

Danke für die Antwort.

Ich werde den Handstütz vorsichtig in meine Übungen aufnehmen und die Reaktion meines Rückens abwarten. Wenn es mir gut tut, mache ich mehr Handstütze.

Viele Grüße
Bernd
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blumi
Geschrieben am: 17 Okt 2022, 12:14


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Hallo Bandi1234,

Meiner Erfahrung nach ist es wie bei vielen anderen komplexen Sachverhalten so, dass einfache Lösungen und Antworten meistens die falschen sind oder zu kurz greifen.

- in der akuten Phase eines Bandscheibenvorfalls laufen Entzündungsvorgänge in der Bandscheibe und je nach Vorfalllage auch an den Nervenwurzeln ab. In dieser Zeit halte ich es für falsch, durch Dehnungen starke Belastungen auf die entzündeten Strukturen auszuüben. Da ist es eher wichtig Ruhe reinzubringen und zu entlasten. Früher war es mal üblich, Bandscheibenvorfälle mit konsequenter Bettruhe und Stufenbettlagerung zu behandeln. Das hat sich auch als nicht gut herausgestellt, da die Immobilisation mit zusätzlichen Risiken behaftet ist (Thrombosen, Lungenembolien etc.), die Muskulatur geschwächt wird und die Bandscheiben zur Ernährung und Heilung etwas Bewegung brauchen, da sie ja nur durch Diffusion passiv versorgt werden. Daher würde ich für diese Zeit, auch aus persönlicher Erfahrung, empfehlen, Ruhe und leichte Belastungen, wie z.B. kleine Spaziergänge und etwas Bewegung im Haus, durchzuführen und dies von Seiten der Physiotherapie durch manuelle Therapie zu ergänzen, damit es zu keiner Schonhaltung kommt.

- mehr Bewegung, Training der Tiefenmuskulatur und ggf. auch Dehnung ist angebracht, wenn die akute Phase vorbei ist

- Übungen, die ins Hohlkreuz gehen, können bei zusätzlichen Facettengelenksarthrosen die Beschwerden deutlich verstärken, da dies starke Belsatung auf die Facetten ausübt. Daher verzichte ich darauf, da es bei mir immer zu einer deutlichen Schmerzverstärkung führt

- sollte zusätzlich ein Wirbelgleiten vorliegen oder eine Instabilität, ist bei Dehnungen immer Vorsicht geboten, je nachdem, wo da Problem liegt und wohin sich die Wirbel verschieben.

- wenn eine Übung bei dir zu mehr Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit führt solltest du sie auf jeden Fall erst einmal nicht mehr durchführen. Ein guter Physiotherapeut achtet darauf und stellt Übungen ggf. auch um.

- Bei hypermobiler Wirbelsäule sind Dehnungen auch eher kontraproduktiv, was nicht bedeutet, dass man sich nicht auch mal Recken und Strecken darf, aber man sollte nicht noch mehr Mobilität in die ehedem schon problematischen Bereiche hineinbringen, die kaum stabilisierbar sind.

Es gibt da bestimmt noch viel mehr, auch was andere an Erfahrung beitragen können. Ich will dir nur rüberbringen, dass es nicht ganz so simpel ist, wie es manchmal, gerade von Seiten im Netz, gerne rübergebracht wird. Eine gute Physiotherapie achtet auf deine individuellen Gegebenheiten und kann dir daher Ratschläge geben, die für dich sinnvoll sind.

LG, Elke
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bandi1234
Geschrieben am: 18 Okt 2022, 21:23


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Hallo Elke,

ja, dass ist das Schlimme bei Rückenproblemen und BSV:
Es gibt nicht „die Lösung“. Was dem einem gut tut, ist für den anderen schlecht. Liest man auch immer wieder hier im Forum. Jeder muss selbst herausfinden, was das Beste für einen ist.

Angefangen hat bei mir alles vor 3 Monaten, als ich nach längerem Sitzen starke Schmerzen hatte (LWS, Gesäß und ziehend ins rechtes Bein), aber nur kurze Zeit (ca. 10 Minuten).

Die akute Phase ist bei mir wohl vorbei. Wie geschrieben, habe ich nur geringe Schmerzen, für die ich keine Schmerzmittel brauche. Leichtes Ziehen (nicht immer) meistens im rechten Oberschenkel und gelegentlich auch im Gesäß.

Aber egal, welche Übungen etc. ich versuche, diese sehr leichten Schmerzen gehen seit Wochen nicht weg und es bleibt auch die Gefahr einer Verschlechterung. Physio hatte ich auch. Hat aber nichts gebracht. Manchmal denke ich, vielleicht sollte ich gar nichts machen.

Die starken Schmerzen nach längerem Sitzen hatte ich schon wochenlang nicht mehr. Wahrscheinlich aber nur deshalb, weil ich längeres Sitzen vermeide.

Hier noch mein MRT-Befund. BSV (NPP) L2/L3 , Vorwölbung (Protrusion) L3/L4, L4/L5, L5/S1:

https://www.pic-upload.de/view-37157376/IMG...-Kopie.jpg.html

https://www.pic-upload.de/view-37157375/IMG...-Kopie.jpg.html

Ich versuche es jetzt mit Traktion.
Habe mir diese Vorrichtung bei Amazon bestellt und probiere es mal. Finde ich besser als Inversionsbank:
Youtube

Viele Grüße
Bernd

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bandi1234
Geschrieben am: 12 Nov 2022, 16:31


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Zitat (bandi1234 @ 18 Okt 2022, 21:23) 



Ich versuche es jetzt mit Traktion.
Habe mir diese Vorrichtung bei Amazon bestellt und probiere es mal. Finde ich besser als Inversionsbank:
Youtube



Hallo,

ich möchte noch mitteilen:

Die Traktion mit der genannten Vorrichtung hat mir gut getan.
Ich habe das Gerät aber trotzdem zurück gesendet.

Denn durch das starke Beugen der Arme in den Schlaufen ist mir vor allem der rechte Arm nach 1-2 Minuten eingeschlafen und es kam zu starkem kribbeln im Arm.
Ein längeres, ermüdungsfreies Hängenlassen war so für mich nicht möglich.

Viele Grüße
Bernd
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