Bandscheiben-Forum

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> OP L4/5 am 1.04.2016 in Tübingen
Lalala
Geschrieben am: 07 Jul 2016, 11:50


Öfter dabei
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Hallo liebe Leidensgenossen ;-)

Nachdem meine op jetzt etwas mehr als 3 Monate zurück liegt will ich euch mit meinem Bericht ein wenig Mut machen.

Ich bin 32 Jahre jung, habe mein leben lang mehrmals wöchentlich Sport gemacht, kein Übergewicht, keine sitzende Tätigkeit.

Mit 22 hatte ich meine ersten Rückenprobleme: L3/4 und L4/5 Bandscheibenprotrusion. Damals arbeitete ich als Schreinerin. Die heftigen Rückenschmerzen sind damals dann innerhalb von 1-2 Monaten mit konservativer Behandlung und Geduld wieder restlos verschwunden.
Die nächsten Jahre hatte ich nie wieder Probleme, das lag wohl auch daran, weil ich erstmal studierte.

2015 fing ich dann an wieder als Schreinerin zu arbeiten. Immer wieder zwackte der Rücken, aber mit Rückenübungen und Tabletten war alles wieder in den Griff zu kriegen.
Bis es dann im Januar 2016 auf einmal anfing im Bein zu ziehen, starke Rückenschmerzen waren auch vorhanden. Da ich im Surfurlaub war, wollte ich mir meine Zeit dort nicht verschwenden und habe tapfer Schmerztabletten geschluckt- in der Hoffnung alles wäre so wie immer und es würde wieder weggehen.

Dem war leider nicht so. Nachdem ich wieder daheim in Australien war, wurde es immer schlimmer. Die Rückenschmerzen waren weg, aber ich hatte ständig schmerzen im Bein. Liegen/ schlafen war kaum möglich- jedesmal nach dem aufstehen brauchte ich 1.5 h um mich wieder „einzulaufen“ unter Tränen. Danach war es dann für den restlichen Tag ok- nur sitzen war permanent nicht möglich. So lange ich in Bewegung war, war alles in Ordnug, aber selbst liegen für mehr als 10 min wurde schmerzhaft. Schlafen im Bett war nur in Seitlage mit angezogenem Bein möglich.

Ein Ct in Australien brachte Klarheit: Bandscheibenprotrusion bei L 4/5.

Mir war zu diesem Zeitpunkt dann auch klar, dass die Behandlung wohl langfristiger wird und ich zurück nach Deutschland muss. Ich habe dann eine Infiltration bekommen, die mir kurzfristig eine Besserung verschaffte- zumindest soweit, dass ich den Flug zurück nach Deutschland überstand.

Zurück in Dt dann Mrt mit dem befund vom Neurologen:

- Bandscheiben-Massenvorfall im Segment LWK 4/5 mit
- Radukulopathie der linkssetigen L5-Wurzel mit
- Lumboischalgien entlang L5 links
- Fußheberparese links (4/5)
- Trendelenburg
(nicht relevant, aber trotzdem noch: Prolaps in L 3/4 und black disc L5/S1)

Es erfolgten mehrere Konsultationen bei (operierenden) Neurochirugen und auch einem Niedergelassenen NC. Interessanterweise war der einzige Arzt, der von Anfang an meinte: „Lassen Sie sich operieren und in 3-4 Monaten sind sie wieder fit“ der Niedergelassene Arzt.

Auf Grund meiner nur milden Lähmungserscheinungen und meinem jungen Alter sowie meiner guten Fitness wollten alle, inklusive mir selbst, eine konservative Behandlung angehen.
Die nächsten Monate gab es ups and downs, Tage in denen ich nur geweint habe vor Schmerzen gefolgt von Tagen, in denen ich wieder „einigermaßen“ ok war. Sitzen konnte ich allerdings zu keiner Minute.

Letztendlich wurde es aber immer schlimmer, die Schmerzen gingen einfach nicht weg, nicht mal aufs Klo setzen konnte ich mich. Zu dem Zeitpunkt war ich eine wandelnde Pharmazie ( Ibu, Oxycodon, Valium, Novamin, Amitiptylin, Panto)

Nach dem alle mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausgeschöpft waren, lies ich mich dann am 1.04 in Tübingen operieren.

OP-Bericht

mikrochirurgische Sequestrektomie und Nukleotomie über eine erweiterte, interlaminäre Fensterung

Nach der Op

Als kleiner Tipp: nicht zu sparsam mit den Schmerzmitteln ;-)
Mir wurde auf Nachfrage die Schmerzmedikation eingestellt und ich war n bisschen sparsam damit, daher hatte ich höllische Wundschmerzen, aber das war mir deutlich lieber als im Bein ;-)

Als ich dann am Morgen nach der Op wieder aufwachte- durch eine sehr energetische Physiotherapeutin musste ich erstmal Weinen vor lauter Glück: ich hatte keine Schmerzen mehr im Bein!

Auf Grund der guten Genesung wollten Sie mich auch gleich am 4 . nach-op Tag aus dem KKh schmeißen, aber ich wollte noch n Tag länger bleiben.

7 Tage nach der Op war ich komplett schmerzfrei und musste keinerlei Schmerztabletten mehr nehmen.
Lediglich das bekannte Kribbeln im Bein war noch da.

Wieder daheim konnte ich merken wie es jeden Tag besser wurde- ich werde nie die erste Dusche vergessen, die ich ohne Schmerzen genießen konnte- plötzlich konnte ich meinen Kopf wieder Richtung Brust beugen- komplett ohne Schmerzen!

ca 2-3 Wochen nach der op merkte ich, wie die Kraft im Fuß (teilweise) wieder zurück kam.
Zu kämpfen hatte ich mit einer Sensibilitätsstörung im Fuß, es fühlte sich immer an, als hätte ich eine Socke an- obwohl da keine war. V.a. im Bett. Geholfen hat mir da ein Igelball, den hab ich einfach ins Bett gelegt und meinen Fuß drüber gerollt.

Jeden Tag wurde es besser und besser, erste kleine Spaziergänge waren möglich- ganz wichtig ist es allerdings auf seinem Körper zu hören, man merkt das schon selber: Irgendwie wird der Körper/ Rücken einfach Müde und dann legt man sich halt wieder hin ;-)

Der eigene Körper fühlt sich dennoch oft fremd an: Bewegungen die vorher einfach so möglich waren gingen bei mir teilweise durch die Monatelange Schonhaltung nicht mehr: z.B Fuß auf dem Knie ablegen um die Schuhe zuzubinden.

Am 05.05 bin ich dann in die ambulante Reha nach Waldbronn,das „Programm“ war nicht wirklich nach meinen Bedürfnissen, aber ich hab mir dann einfach meine eigenen Ziele gesetzt und habe meine Übungen alleine gemacht- mein Ziel war es, nach der Reha wieder im Schneidersitz sitzen zu können.

2.5 Monate nach der op habe ich wieder angefangen zu arbeiten: in der Gastronomie, da habe ich mich leider etwas übernommen und das Fußkribbeln hat wieder angefangen.

Momentan habe ich die Arbeit wieder etwas reduziert und mache wieder viel Sport. Yoag und v.a. Körpereigengewichtsübungen. Generell versuche viel in mich hinein zu hören- was tut mir tatsächlich gut? Was ist zuviel etc?

Mein Körper ist noch nicht so wie er mal war- aber man braucht einfach Geduld, muss lernen sich zu freuen über die kleinen und größeren Fortschritte die man macht.

Jeder Körper ist anders, jede Heilung erfolgt anders. Man muss sich einfach Geduldig gegenüber stehen, auch wenn es manchmal schwer fällt.

Manchmal lässt sich eine op einfach nicht vermeiden und ist die Beste und Einzige Möglichkeit, das muss man auch lernen zu akzeptieren- es ist keine Schande sich operieren zu lassen!

Das war jetzt ein etwas langer Bericht- also Danke für die Aufmerksamkeit!
Sollte jemand noch spezielle Fragen haben: Immer raus damit ;-)



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