Bandscheiben-Forum

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> Suche Rat, BSV L5/S1
Schalli66
Geschrieben am: 12 Feb 2024, 10:45


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Hallo liebe Bandis,

nun kann ich mich auch zu den Bandis zählen :;

Habe seit Dezember einen grossen BSV L5/S1 mit hochgradiger Recessusstenose rechts und S1 Kompression, abgeflachte LWS-Lordose und linkkonvexe skoliotische Krümmung am lumbalen Übergang mit Osteochondrose.

Das rechte Bein ist stark betroffen, aber ohne Lähmung. Vorhanden ist ein Dehnungsschmerz ab 40 Grad, so dass ich dadurch einen hinkenden Schongang habe. Bei jedem Schritt und jeder Bewegung (vor allem bei leichter Gymnastik) wird die Nervenwurzel gereizt und es brennt im äußeren Oberschenkel. Die Fußsohle aussen ist taub/pelzig bis zu den Zehen.

Die Schmerzen sind aushaltbar bzw. mit Ibu 600 behandelbar. Schwimmen tut gut und hat mich gelockert.

Eine PRT im Dezember im KH hat eine gute Woche etwas geholfen. Der Orthopäde dort wollte dann aber lieber operieren. Er meinte es würde sowieso nicht besser werden.
Eine Zweitmeinung eines Neurochirurgen ergab dasselbe. Der Neurologe riet zunächst zur OP weil die Masse des BSV Kontakt zum Nerv hat und die Gefahr besteht, dass die Masse weiterrutscht. Ich könne aber auch noch abwarten.

Ich mache mir Sorgen um den Nerv und wie lange er ohne bleibende Schäden durchhält. Seit acht Wochen hat sich leider nichts verbessert.

Mein Orthopäde rät mir von einer OP ab weil sie Vieles nach sich ziehen kann. Ich habe erst jetzt ein Rezept für Physio bekommen können und fange heute an. Bisher habe ich Zuhause vorsichtig leichte stabilisierende Übungen gemacht.

Hat jemand Erfahrung mit der weiteren konservativen Behandlung, also Abwarten? Ich fühle mich etwas in der Zwickmühle weil Bewegung den Nerv sehr reizt, ich aber die Muskulatur aufbauen will.

Viele Grüße
Schalli






















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Pauline69
Geschrieben am: 12 Feb 2024, 11:12


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Hallo Schalli,

Solange du keine deutlichen Lähmungen hast, im Sinne von deutlichem Kraftverlust, steht eigentlich noch keine OP Indikation im Raum!
Einen ausschließlichen Dehnungsschmerz hat man relativ schnell, der alleine spricht eigentlich noch nicht unbedingt für eine stärkere Kompression der Nervenwurzel.
Ich halte daher die beiden Aussagen der operierenden Ärzte für etwas verfrüht, zu sagen, am besten sofort operieren, das wird sowieso nicht mehr, denn das stimmt eigentlich so nicht!

Eine operierte Wirbelsäule bleibt für immer eine operierte Wirbelsäule, sie bekommt durch die Operation eine andere Statik und kann dadurch, für Anschluss-Degenerationen, empfindlich werden.

Eigentlich gilt immer eine Faustregel, eine Operation sollte wirklich immer die aller allerletzte Möglichkeit sein, nachdem man alle Möglichkeiten der konservativen Therapie ausgeschöpft hat und es zu keinerlei Verbesserung, innerhalb der kommenden 4-6 Monate, gekommen ist.
Absolute Ausnahme sind die sogenannten Red Flags, zum Beispiel Stuhl- oder deinen Harnverhalt oder Verlust.

Solange die Masse „ nur“ Kontakt zur Nervenwurzel hat, ist das noch nicht weiter dramatisch! So schnell nimmt ein Nerv keinen dauerhaften Schaden. Käme es hingegen zu einer hochgradigen Einengung der Nervenwurzel, sieht das schon wieder etwas anders aus, dann hättest du aber vermutlich auch einen sehr deutliche Kraftverlust im betroffenen Bein, beziehungsweise Fuß.

Gerade Bandscheibenvorfälle an der Lendenwirbelsäule können sich durchaus wieder, durch Austrocknung, verkleinern. Aber das braucht etwas Zeit. Die Recessusstenose kann natürlich „deutlich“ Ärger machen, aber auch die sollte sich durch das Austrocknen des Bandscheibenmaterial‘s zurückbilden können.

Kommt es zu Nervenschmerzen könnte man auch immer erst mal eine Cortisontherapie versuchen, entweder als Tabletten, als Infusion oder auch als PRT Spritze.
Das Cortison soll dem Gewebe die Entzündung nehmen und die Nervenwurzel somit zum abschwellen bringen.

Viele Grüße,
Pauline

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Schalli66
Geschrieben am: 12 Feb 2024, 15:19


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Hallo Pauline,

vielen Dank für die ausführliche Antwort und das Bild. Ich versuche es dann konservativ weiter, vielleicht mit PRT-Spritzen. Mal sehen wo ich nach zwölf Wochen oder einem halbem Jahr stehe.

Viele Grüße
Schalli
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Pauline69
Geschrieben am: 12 Feb 2024, 17:30


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Hallo Schalli,

solange Du keinen deutlich, spürbaren Kraftverlust hast, kannst Du den konservativen Weg gehen.
Nur die Motorik ist eine grundsätzliche OP Indikation!

Es sei denn natürlich, die Schmerzen lassen sich nicht, mit den herkömmlichen Schmerzmitteln, unter Kontrolle bringen und/oder sind nicht erträglich.

Viele Grüße,
Pauline
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FrauIngenieur
Geschrieben am: 19 Feb 2024, 12:51


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Hallo Schalli,

Grundsätzlich stimme ich Pauline in dem Geschriebenen zu, "nur" Schmerzen sind keine OP-Indikation.
Trotzdem schildere ich gern mal meinen Erfahrungswert an der Stelle, nicht um Angst zu schüren, sondern um weitere Komplikationen zu nennen, über die leider nur wenige hier sprechen.

Ich hatte ebenfalls einen Massenprolaps L5/L6, der sich sehr lange zog. Das lag primär daran, dass mir kein Arzt genug Glauben schenkte, um mittels bildgebender Diagnostik einmal nachzusehen.
Als ich operiert wurde stand ich kurz vor der Querschnittslähmung, vorneweg hatte ich schon recht lang eine Fußsenkerparese. Das Gangbild war dadurch hinkend, man hat keinen Vortrieb mehr.
Die Schmerzen die ich durchlebt habe waren brutal, aber das wissen Betroffene ja leider schon zu gut.
Bei mir wurde eine Nukleotomie gemacht, also lediglich das Bandscheibengewebe entfernt, welches auf die Nerven drückte. Die Fußsenkerlähmung verschwand peu a peu.
Das ist nun fast 1,5 Jahre her, ich wurde Ende November 2022 operiert (die Beschwerden fingen Herbst 2021 an).

In dieser langen Zeit haben sich die Schmerzen chronifiziert und ich habe bis heute mit den Folgen zu kämpfen. Ich gehe wöchentlich zur psychologischen Schmerztherapie, nachdem ich vorher alle
möglichen Therapiewege bestritten habe (ambulante Reha, weitere Physio, 3 Wochen Schmerzklinik, 2x Kaudalinfiltration). Man lernt mit den Schmerzen umzugehen, aber man ist gebrandmarkt.
Ich wünsche mir oft, dass die Ärzte mich ernst genommen hätten. Wenn eher interveniert worden wäre, hätte ich diese Probleme jetzt vielleicht nicht. Hätte können wollen, spekulieren bringt natürlich
nichts. Und zu einer Operation sollte man natürlich niemandem raten.
Schmerzempfinden und Leiden sind natürlich subjektiv und wie schlecht es dir geht, weißt nur du selbst.
Mir hat die Operation viel Lebensqualität zurückgegeben, aber die Folgen des generellen Nichthandelns der Ärzte sind nicht schön. Dass Ärzte zu so einer OP ohne Indikation drängen ist mir nicht bekannt,
aber da macht jeder andere Erfahrungen. Die Ärzte die mich operiert haben, haben die OP beim Erstgespräch abgelehnt. Danach folgte ein hausinternes MRT und sie haben mir dazu geraten.

Wie gesagt, das ist lediglich mein ganz persönlicher Erfahrungsschatz, natürlich sollte eine OP immer die letzte Wahl sein, das steht gar nicht zur Debatte.
Ich wünsche dir alles Gute.
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Schalli66
Geschrieben am: 28 Feb 2024, 20:07


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Hallo FrauIngenieur,

danke für deinen Erfahrungsbericht.

Das ist wirklich nicht schön und ich verstehe auch nicht, dass dich die Ärzte nicht ernst genommen haben, obwohl es doch eindeutig eine Lähmung war.
Mich haben alle Ärzte immer sehr deutlich darauf hingewiesen, sobald ich eine Lähmung hätte, müsste ich schnell operiert werden.

Ich wünsche dir, dass sich weitere Verbesserungen bei dir einstellen.

Bei mir liegt keine Lähmung vor. Mich stört nur der Dehnungsschmerz des Ischiasnervs, wodurch ich das Bein nicht komplett strecken kann. Das Laufen geht inzwischen viel besser und länger ohne Schmerzen. Ich hoffe, dass sich das noch weiter verbessert und ich wieder belastbarer werde.

Hat jemand Erfahrungen mit dem Radfahren? Ich habe sehr unterschiedliche Meinungen dazu gehört. Wahrscheinlich muss ich es einfach für mich ausprobieren.

Habe jetzt die Reha-Zusage der Rentenversicherung und warte auf den Starttermin.

Viele Grüße
Schalli



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FrauIngenieur
Geschrieben am: 28 Feb 2024, 20:43


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Guten Abend Schalli,

Das kommt ganz auf die Art des Radsports an, denn danach variiert die Sitzposition. Beim Rennradfahren greift man mitunter in den Unterlenker, was für eine korrekte Sitzposition gute Rumpfmuskulatur unabdingbar macht. Hier wirst du es am ehesten merken, wenn diese dir fehlt. Beim MTB fahren kommt es auf deinen Fahrstil und dein MTB an. Ein Fully mit dem du gemütliche Touren machst? Weltklasse. Ein altes Hardtail oder noch schlechteres mit wenig Federweg und einer extravaganten Downhillleidenschaft? Würde ich von Abraten.
Gemütliche Trackingtouren durch die Heimat - solange dein Rad gut eingestellt ist spricht nichts dagegen. Die meisten Leute die man so sieht hocken auf ihren Rädern wie der Affe auf dem Schleifstein, dabei gibt es mittlerweile viele gute Youtubetutorials zum einstellen der korrekten Sitzposition. Das ist höchst essentiell für eine schonende Radtour! Wenn man schief auf dem Bock sitzt geht's auf die Knie, Hüfte oder Rücken.

Liebe Grüße
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karin59
Geschrieben am: 29 Feb 2024, 13:55


BoardIngenieur
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Hallo,

Vllt. sollte auch mal hingewiesen werden, daß eine BS- OP etwas anderes als eine Versteifung ist.
Eine BS-OP ist nicht der letzte Schritt, heißt nicht die letzte Option.
Eine Versteifung mit ihren Folgen ist die letzte Option. Dadurch wird die Statik verändert und die versteifte Beweglichkeit auf umgebene Wirbelabschnitte umgeleitet, die dann Mehrarbeit leisten und abfangen müssen.
Dadurch werden sie sehr in Mitleidenschaft gezogen. Man spricht vom Reissverschlusseffekt.
Das ist bei einer BS- OP nicht gegeben.
Mit dieser Art OP kenne ich mich nicht aus. Ich wurde 2010 versteift und lebe seitdem ohne größere Folgen, wobei auch ich noch ñicht schmerz- oder symptomfrei bin.
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