Meine „Bandscheibenkarriere“ begann
mit 20 Jahren.. Es stellte sich heraus, dass ich als Kind mal an der
Rückenkrankheit namens „Morbus Scheuermann“ erkrankt war und sich diese
„Verformung der Wirbelsäule“ jetzt negativ auf die Bandscheiben
auswirkt. Aus diesem Grund erwischte es mich in relativ jungen Jahren!!
Im Jahr 2000 wurde ich mit
höllischen Rückenschmerzen in eine Klinik eingeliefert, wo man mich
einige Zeit konservativ versuchte zu therapieren. Dies klappte jedoch
nicht, weil ich inzwischen überhaupt kein Gefühl mehr im rechten Bein
hatte und mich Tag und Nacht (trotz sehr vieler Medikamente) die
Schmerzen plagten. Also wurde ich das erste Mal operiert. Direkt nach
der Operation ging es mir gut und ich ging frohen Mutes nach Hause.
Leider hielt die Freude nicht lange an. Wie sich herausstellte, waren
bei mir gleich vier Bandscheiben auf einmal vorgefallen und es konnte
sehr schwer herausgefunden werden, welche Bandscheibe nun die
Beschwerden verursacht.
Das Jahr 2001 verbrachte ich dann -
mehr oder weniger - in der Klinik. Ich konnte mich vor Schmerzen oftmals
nicht bewegen und bekam diverse Therapien (Operationen,
PDA-Schmerzkatheter, Rehamaßnahmen, konservative Maßnahmen,
Medikamente....u.s.w.). Man schickte mich auch in eine Rehaklinik
allerdings hatte dies keinen Sinn, da es mir dermaßen schlecht ging,
dass eine Reha nicht möglich war. Somit wurde ich wieder ins Krankenhaus
zurück gebracht und erneut operiert.
Danach hatte ich leider immer noch
Beschwerden. Die Ärzte wussten keinen Ausweg mehr. Ich las im Internet
vom Institut für Mikrotherapie bei Prof. Grönemeyer in Bochum, wo ich
auch hinging und mich (stationär) behandeln ließ. Zunächst hatte ich den
Eindruck, dass die Nervenverödungen an der Wirbelsäule, die in seinem
Institut mittels hochprozentigem Alkohol durchgeführt werden, bei mir
gut anschlagen würden. Im Frühjahr 2002 bin ich das erste Mal dort zur
Behandlung gewesen und im Sommer folgten weiter Behandlungen. Ich setzte
sehr viel Hoffnung in diese Methode, denn eine vierfache Versteifung der
LWS (die auch schon einige Male im Gespräch war) wollte ich solange wie
möglich umgehen.
Leider brachten mir die
Behandlungen bei Prof. Grönemeyer nichts und ich landete wieder in der
Klinik bei „meinem Neurochirurgen“ mit höllischen Dauerschmerzen. Er
baute mir ein sog. Spinal Cord Stimulationsgerät (Rückenmarkstimulation)
in die Wirbelsäule ein, weil er hofft, dass damit der Zustand des
Dauerschmerzes unterbrochen werden könne und man ein wenig „Zeit zum
Nachdenken“ gewinnt, bevor man wieder an den Bandscheiben
„rumschnippelt“. Zunächst bekam ich ein Testgerät, was ich 9 Tage
ausprobieren durfte. Es wurde eine Elektrode in der Nähe des Rückenmarks
eingepflanzt, die ein Kribbeln im Bein verursachte. Ich spürte dieses
Kribbeln auch ganz deutlich, jedoch half es mir leider überhaupt nichts
gegen die Schmerzen, denn die wurden dadurch nicht weniger. So
entschieden sich die Ärzte, das Testgerät wieder auszubauen und von
einer dauerhaften Implantation abzusehen. Eine vierte
Bandscheibenoperation musste wohl sein. Die Bandscheibe L5/S1 wurde nun
operiert und ich bekam noch ein Korsett (Orthese), das ich tagsüber
tragen sollte, damit die Wirbel – die sich inzwischen aufgrund der
veränderten Stabilität der Wirbelsäule durch die vielen Operationen
gegeneinander verschoben haben – gefestigt werden. Es wurde noch eine
Magnetresonanztomographie unter Belastung gemacht, auf der zu sehen ist,
wo nun (besonders beim Sitzen noch „Engstellen“ in der Wirbelsäule sind.
Zum Glück gab es keine gravierenden Problemzonen mehr und mir wurde
geraten abzuwarten, das Korsett regelmäßig zu tragen sowie regelmäßig
Krankengymnastik zu betreiben. Dies tat ich dann auch und zu Beginn 2003
verabschiedeten sich ENDLICH die Schmerzen nach und nach. Ich setzte
alle Medikamente ab und versuchte ohne Korsett klar zu kommen. Die
Krankengymnastik wurde verstärkt und im Frühjahr habe ich dann dreimal
die Woche in einem („normalen“) Fitnessstudio trainiert und bin zweimal
die Woche ins Schwimmbad gegangen.
Jetzt dachte ich, dass ich „über`n“
Berg sei. Im Alltag war ich wieder voll einsatzfähig, der Sport ist
wieder „altersgerecht“ (Step-Aerobic, Rücken- und Krafttraining) und
Medikamente nahm ich keine mehr.
In der letzten Schwangerschaft
(2006) mit meinem Sohn Jonas gab es jedoch einen heftigen Rückschlag,
wohingegen die beiden vorherigen Schwangerschaften mit Indra (2003) und
Timo (2005) völlig unproblematisch verliefen. Im vierten
Schwangerschaftsmonat tobte ich mit Indra und Timo auf der Erde, als es
plötzlich „knacks“ sagte und nichts mehr ging. Es wurde die folgenden
Tage immer schlimmer und ich landete wieder in der Neurochirurgie mit
den mir nur allzu gut bekannten Symptomen eines akuten
Bandscheibenvorfalls. Zunächst wurde mit sehr starken Schmerzmitteln in
enger Zusammenarbeit mit der gynäkologischen Klinik gearbeitet. Morphine
und Dipidolor wurden verabreicht. Dennoch bekam man mich leider nicht
schmerzfrei und die Lähmungen nahmen zu. Man entschied sich nach einer
14-tägigen Liegezeit mich trotz „Baby on board“ zu operieren. Mit einer
speziellen Lagerungstechnik gelang es dann, die Bandscheibe zu
operieren. Ich war meine Beschwerden direkt nach der OP los und eine
Rehamaßnahme wurde empfohlen, da die Liegezeit im Vorhinein an meinen
Kräften gezehrt hatte. Leider bekam ich nach wenigen Tagen Rehamaßnahme
eine akute Blinddarmentzündung, die ebenfalls notfallmäßig operiert
werden musste. Jonas hat schon im Bauch eine ganze Menge mitmachen
müssen, dennoch kam er ohne irgendwelche Schäden oder gar
Entzugssymptome aufgrund der Medikamenten während der Schmerztherapie
genauso problemlos auf die Welt, wie seine Geschwister Indra und Timo.
Der Rest der Schwangerschaft verlief ebenso gut, wie die beiden
vorherigen Schwangerschaften. Dies belegt mal wieder die These, dass ein
Bandi keine Angst haben muss schwanger zu werden, denn einen
Bandscheibenvorfall kann man eben IMMER bekommen, egal ob schwanger oder
nicht. Erwischt es einen zufällig in der Schwangerschaft, so findet sich
auch dafür eine geeignete Lösung s.o. ;-)
Die Geburten wurden übrigens alle
drei mit einer Spinalanästhesie per Kaiserschnitt durchgeführt, was
allerdings in meinem Falle „Meisterleistungen“ der Anästhesisten war, da
die Bandscheibenfächer dermaßen vernarbt sind, dass mehrere „Versuche“
notwendig waren, bis die Spritze „saß“.
Es folgten fast zwei Jahre, in
denen ich die drei „Brocken“ (meine Kinder sind alle groß und kräftig)
munter hob und mit ihnen sehr viel tobte. Bis zum Oktober 2008 führte
ich wieder ein äußerst aktives Leben!!
Dann kam wiederum ein ganz
fürchterlicher Rückschlag. Ich saß am 14. Oktober abends auf der Couch,
als langsam mein rechtes Bein einschlief. Der Rücken und das Bein
schmerzten schon lange, ich ignorierte das, weil einfach keine Zeit war
„krank“ zu werden. Jetzt hatte es mich jedoch ganz ernst wieder
erwischt. Am nächsten morgen bliebt das Bein taub. Ich fuhr in die
Klinik und lag einen Tag später unterm Messer. Leider waren meine
Beschwerden nach der OP nicht beseitigt. Somit verbrachte ich insgesamt
sechs Wochen in der Klinik und wurde zweimal an der LWS operiert. Anfang
Dezember durfte ich endlich nach Hause. Es war fürchterlich, denn meine
Abwesenheit musste zu Hause organisiert werden. Trotz kurzfristig
organisierter Haushaltshilfe und jeder Menge Urlaub von meinem Mann ging
alles drunter und drüber. Die Kinder waren zwar tapfer, aber man merkte
ihnen an, dass die Situation alles andere als gut war.
Ich kam nach Hause, mit der Auflage
ganz regelmäßig Krankengymnastik zu betreiben. Heute haben wir Ende
Februar 2009 und es ist mir aus Zeitmangel noch nicht gelungen, auch nur
einmal zum Arzt zu gehen und ein Rezept zu holen, geschweige denn einen
Krankengymnasten zu konsultieren.
Ich habe inzwischen nicht nur
rechtsseitig (operierte) Bandscheibenvorfälle, sondern auch linksseitig
einen mächtigen Vorfall, der konservativ versucht werden soll
auszuheilen.
Nur, wie soll ich dies tun, mit
drei kleinen Kindern im Schlepptau, die beschäftigt werden müssen, mit
denen man zum Arzt muss, die man um 9:00 in den Kindergarten fährt, um
12:00 wieder abholt, dazwischen den Einkauf, die Wäsche und eben den
ganzen Haushalt „wuppt“. Mein jüngster Sohn wird von mir 24 St. alleine
betreut. Wir haben niemanden vor Ort, der einspringt....!
Vor diesen Hintergedanken hatte ich
schon vom Krankenhaus im Oktober 2008 eine Mutter-Kind-Kur beantragt,
die jedoch von der KK in meinem Fall abgelehnt wurde, mit der
Begründung, ich könne auch vor Ort Maßnahmen ergreifen. Offenbar haben
sie meine Begründung nicht gelesen bzw. nicht ernst genommen. Fakt ist,
dass ich niemanden für die Kinder habe und somit keine Termine ohne sie
wahrnehmen kann und zu einer Mitnahme in eine KG-Praxis sind sie noch zu
klein. Keiner würde still sitzen bleiben, bis ich fertig bin, wenn ich
„turne“! Jetzt läuft ein Antrag für eine Reha bei der Deutschen
Rentenversicherung und ich hoffe so sehr, dass mir diese genehmigt wird.
Ansonsten haben mir die Mediziner mit einer baldigen Versteifung der
gesamten LWS „gedroht“.
Ich kann Euch sagen, dass meine
bisherige Euphorie über die vielen guten Zeiten, die ich zwischen den
vergangenen OP`s und Akutphasen hatte, inzwischen einer großen Angst,
Sorge und Mutlosigkeit gewichen ist. Wie komme ich nur aus dem
Schmerzteufelskreislauf heraus unter Berücksichtigung meiner
alltäglichen Verpflichtungen???
Nun fragt Ihr Euch sicher, was mir
denn geholfen hat, die schmerzfreien Phasen überhaupt hinzubekommen. In
meinem Falle waren es sicherlich die Operationen, die mich von den
Schmerzen in oftmals umgehend befreit haben. Die vielen Spritzen, die
ich in all den Jahren bekommen habe, hatten kaum Erfolge gebracht. Die
Krankengymnastik half mir eigentlich deutlich beim Muskelaufbau. Na ja
und die Medikamente waren natürlich nur „Helfer auf Zeit, ich denke noch
mit Schrecken an die 14 Tage zurück, die ich mit Jonas im Bauch in der
Klinik die Schmerztherapie machen musste
L Bei meinem letzten
Krankenhausaufenthalt gab es wieder jede Menge Schmerzmedis und derzeit
muss ich auch noch sehr, sehr oft danach greifen, um den Alltag zu
meistern.
Ich möchte einerseits allen Mut
machen, die sich noch in der akuten Phasen befinden, dass es auch ein
Leben NACH dem Bandscheibenvorfall/den Bandscheibenvorfällen gibt und
man nicht verzagen soll. Andererseits befinde ich mich gerade selber in
einer ziemlich „verfahrenen“ Situation, in der ich nach Auswegen suche.
Dennoch gilt immer, die „schlimme“ Zeit irgendwie rumzukriegen. Stöbert
durchs Forum und richtet es Euch zuhause und auf der Arbeit so
rückenfreundlich wie möglich ein. Greift auch ruhig, wenn es sein muss
zu Schmerzmedikamenten. Besser man nimmt sie mal eine Zeitlang, als man
bekommt gar keinen Schlaf und hat Tag und Nacht schlimme Schmerzen.
Vor allem aber kämpft für eine
„saubere“ Diagnose, bevor Ihr einer Behandlung zustimmt. Ich habe eine
Reihe Behandlungen mitgemacht, die rückblickend gar nichts gebracht
haben und wo ich mich „durchquälen“ musste, weil einfach ungenaue
Diagnosen gestellt wurden.
Erst wenn wirklich genau feststeht,
was an Eurer Wirbelsäule nicht stimmt und dies - wenn möglich - auch
noch durch mindestens einen zweiten Mediziner bestätigt wurde, beginnt
über Operationen oder langwierige (Spritzen-)therapien nachzudenken.
Denkt bei den Operationen daran, dass einige Dinge nicht mehr rückgängig
zu machen sind (damit meine ich besonders Versteifungs-OP`s und
künstliche Bandscheiben). Überlegt gut, bevor Ihr so einem Eingriff
zustimmt und wägt ab, welche Alternativen Ihr habt! Auch wenn ich
persönlich nicht mehr viele Alternativen habe, so habe ich in meinen
Krankenhausliegezeiten etliche Leute kennen gelernt, die mit künstlichem
Material im Kreuz nicht gut zurecht kamen und viel schlimmer dran waren,
als ich. Ich persönlich werde die Versteifung so lange rauszögern, bis
es überhaupt keine Alternative mehr dazu gibt.
Allen wünsche ich, dass Ihr
irgendwann wieder an den Punkt kommt, wo Ihr das Leben wieder in „vollen
Zügen“ genießen könnt und der Alltag Euch wieder hat (den lernt man
nämlich erst zu schätzen, wenn man ihn eben nicht mehr hat
J).
In diesem Sinne liebe Grüße
Printe
Stand: Februar 2009
Hier noch jeweils ein Bild von
Indra,
Timo und
Jonas