Nun wurde mir Krankengymnastik verschrieben und 10 Tage Cortisontabletten
verabreicht. Das Cortison schlug sehr gut an (mit all seinen
Nebenwirkungen ....), nach 10 Tagen konnte ich sogar zu den Mahlzeiten
sitzen! Ich habe mich gefreut wie ein König. Nach einem halben Jahr
konnte ich wieder arbeiten gehen (ganztägig am Computer). Ab und zu, vor
allem im Winter bei naß-kaltem Wetter, bekam ich wieder Schmerzen, die
ich mit Schmerzmitteln (Voltaren) und einem Heizkissen einigermaßen
ertragen konnte. So hielt meine Bandscheiben fast 4 Jahre Ruhe und das
Heizkissen gehörte zum allabendlichen Ritual auf der Couch in Verbindung
mit dem Bandscheibenwürfel.
Nachdem ich mich 1998 von meinem Mann trennte (er hatte grosse
Alkoholprobleme, ich war fertig und konnte einfach nicht mehr), bin ich
wieder in meine Heimat (Mainz) gezogen, in die Nähe meiner Eltern und
Geschwister. Ich blühte regelrecht auf. Dann 1997 im November kams wie aus heiterem Himmel: Ich konnte während
den Mahlzeiten nicht mehr sitzen, nicht mehr richtig schlafen, die
Schmerzen waren wieder da, aber wesentlich heftiger. Ich war total
verzweifelt. Ein Orthopäde verabreichte mir insgesamt 16 Streckungen und Infusionen.
Nachdem die Schmerzen aber nicht besser wurden (die Infusionen hielten
etwa 3 bis 5 Std. an), schicke er mich zum Röntgen. Das CT zeigte genau
den gleiche Vorfall an, wie vor 4 Jahren, so dass der Orthopäde meinte:
Ich frage mich, warum Sie überhaupt hier liegen, Sie hatten die ganzen
Jahre keine Schmerzen, dann dürften sie jetzt auch keine Schmerzen haben,
denn lt. CD ist keine Änderung eingetreten! Ich dachte, ich bin im
verkehrten Film! Ich war seelisch total im Keller, ich heulte nur noch.
Nun ging ich zu einer Ärztin an meinem Wohnort, die Prakt. Ärztin und
Schmerztherapeutin war; das war mein Glück. Sie baute mich erst mal
seelisch ein bißchen auf und stellte mich schmerzfrei: Voltaren (3 x 1)
und Valoron 100 (2 x 1). Zweimal in der Woche bekam ich Schmerzblocker
(Spritzen in den Rücken) gesetzt, nach denen konnte ich sogar duschen und
mir selbst die Füsse abtrocknen. Allein die Strümpfe oder Socken
anzuziehen bedeutete Schwerstarbeit für mich. Nachts schlich ich durch
die Wohnung, weil ich nicht mehr liegen konnte und zählte die Stunden bis
zur nächsten Tabletteneinnahme.
Mittlerweile hatte ich sogar meinen jetzigen Lebensgefährten
kennen gelernt; ein Mann, der sich um mich bemühte, obwohl er mich
eigentlich nur krank kannte. Er half mir, wo es nur ging: Er putzte und
saugte, trocknete mich nach dem Duschen ab, half mir beim Anziehen und
richtete mich immer wieder seelisch auf. Dafür liebe ich diesen Mann umso
mehr, er hat alle die Jahre zu mir gestanden und war nie genervt, wenn mir
mal wieder die Tränen kamen vor Schmerzen oder Frust.
Im Februar 1998 gab mir meine Ärztin dann eine Einweisung für ein
Krankenhaus zur konservativen Behandlung. Ich ging in die Orth. Klinik
nach Braunfels, die mir von meinem Lebensgefährten empfohlen wurde; die
Anwendungen (Bäder, Massagen, Fango, Wärmeanwendungen, Wassergymnastik,
Gymnastik) bekamen mir gut; allerdings ging nix ohne Tabletten oder auch
Spritzen (Schmerzblocker). Jedoch sämtliche Strombehandlungen mußte ich
absagen (Stanger-Band, Reizstrom), da die Schmerzen im linken Bein nach
der Behandlung unerträglich wurden. Nach 3 Wochen gings wieder nach
Hause; die Schmerzen waren erträglicher geworden. Nachdem ich dann wieder
zum ersten mal nach langer Zeit saubermachte (*blöd ..*), wars wieder
passiert: Die gleichen Schmerzen und heißes Ziehen ins linke Bein.
Nun wieder wie gehabt: Tabletten, Spritzen, Krankengymnastik. Ich hielt
dies alles bis zum April 1998 aus; dann ging nichts mehr, ich konnte nicht
mal mehr 20 laufen, geschweige denn etwas unternehmen oder mal zum Essen
sitzen. Ich rief im Krankenhaus in Braunfels an und ließ mir einen Termin
zur Operation geben. Zwei Tage nach dem Anruf wurde ich erfolgreich
operiert: Ich durfte 1 Tag nach der OP aufstehen: Ich hatte keine
Schmerzen mehr! Es war für mich wie Ostern und Weihnachten an einem Tag.
Ich heulte vor Erleichterung. Zwar war jetzt die Außenkante ab Knie und
der halbe linke Fuß taub, aber damit konnte ich leben; ich muß eben ein
bißchen aufpassen beim Laufen oder Treppen gehen, weil das Gefühl im Fuß
nicht 100 Prozent da war. Nach der OP durfte ich 6 Wochen nicht sitzen, nur laufen und liegen. Nach
12 Tagen kam ich zur Reha nach Wiesbaden in die Aukammklinik. Es folgten Bäder,
leichte Krankengymnastik und Anleitungen zum (späteren) richtigen Sitzen
und für das richtige Bewegen.
Die Zeit nach der Reha zu Hause konnte ich mich richtig erholen, vor allem
seelisch. Nach fast 1 Jahr ohne Arbeit konnte ich am 1.12.1998 wieder
arbeiten gehen; erst 4 Std., dann 6 Std., dann wieder ganztägig. Ich war
überglücklich.
Dann im Januar 2002 fing das Drama von vorne an: Ich wurde an der rechten
Hand (Karpaltunnel) operiert, konnte also sowieso nichts arbeiten oder
unternehmen und lag eigentlich überwiegend auf meinem Würfel. Plötzlich
wieder diese Schmerzen, die ich so gut kannte und vor denen ich solche
Angst hatte. Einige meiner Bekannten meinten, das wäre sicherlich nur
seelisch bedingt .....!! Von wegen! Nach einer Kernspintomografie hatte
ich den Salat: Erneuter Vorfall an der operierten Stelle L5 /S1. Ich
konnte es nicht glauben, ich dachte, nach der OP sei alles gut und könnte
nix mehr passieren .....
Es ging von vorne los: Schmerzblocker und Voltaren und bei Bedarf Valoron.
Krankengymnastik und Wärmeanwendungen. Es ließ sich alles gut an, die
Schmerzen wurden erträglicher. Nur dieses Mal mußte ich noch zusätzlich
Magentabletten einnehmen, damit ich die Schmerzmittel, insbesondere
Voltaren, vertrage. Im Mai 2002 ging ich wieder nach Braunfels in die
Orth. Klinik; von einer OP wurde mit abgeraten; außerdem wurde
festgestellt, dass ich unter dem Vorfall noch einen Drehwirbel habe. Also
ging es wieder mit konservativer Behandlung weiter. Die Behandlungen
schlugen gut an, nach der Klinik kam ich 3 Wochen nach Bad Nauheim zur
Reha. Ausgerechnet da bekam ich eine schlimme Erkältung, so dass ich
keine Bäder oder anstrengende Gymnastik machen konnte. Insgesamt ging es
mir in den 3 Wochen jeden Tag schlechter. Seelisch war ich wieder auf dem
Tiefpunkt angelangt und heulte stundenlang. Dem Oberarzt bei der Visite
habe ich gesagt, dass mir die Reha nichts gebracht hat und die Schmerzen
schlimmer sind als zuvor. Trotzdem haben die Ärzte in dem Reha-Bericht
geschrieben: Die Patientin ist mit dem Kurerfolg sehr zufrieden, die
Schmerzen sind um einiges weniger! Da packt einen die Wut .......
Nach 3 Wochen kam ich wieder nach Hause und von da an ging es eigentlich
bergauf. Die Seele erholte sich, die Schmerzen wurden etwas erträglicher
(aber immer noch Tabletteneinnahmen) und ich meldete mich bei einem
Kieser-Studio in Mainz an. Seitdem gehe ich regelmäßig (nur bei starken
Schmerzen nicht) zweimal in der Woche ins Studio und habe das Gefühl,
dass es mir etwas bringt.
Nach der Reha habe ich einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt, bzw.
einen Verschlechterungsantrag (der Antrag auf Schwerbehinderung wurde nach
meiner OP abgelehnt, da ich eine Behinderung unter 20 % hätte); nach
einigen Wochen kam die Antwort: Eine Behinderung unter 20 %!
Oftmals kann ich durch eine Stunde
Liegen auf eine Tabletteneinnahme verzichten und muss so meist nur noch
eine Tablette am späten Nachmittag nehmen und das ist ja schon mal ein
Lichtblick. Bei den Tabletten bin ich von Voltaren auf Deltaran
umgestiegen, die sollen besser magenverträglich sein und hoffe, dass ich
bald auf die Magentabletten verzichten kann.
Am allermeisten während der 8 Monate Krankheit nervte mich meine
Krankenkasse: Ich bekam regelmäßig fast alle 3 Wochen einen Anruf der
Mitarbeiterin die mich fragte, wie es mir denn ginge, was ich für meine
Gesundung tue (KG usw.) und wann ich wieder arbeiten gehen könnte! Und
dabei mußte die Krankenkasse insgesamt für 8 Wochen Krankengeld
bezahlen!
Natürlich gibt es noch oft genug physische und auch psychische Tiefs;
aber irgendwie muss man positiv denken (fällt aber oft schwer): Es ist
nun mal so, wie es ist und man muss das Beste daraus machen, sich auch an
kleinen Dingen erfreuen und trotzdem das Leben genießen, wenn es sein
muss, dann eben mit Tabletten. Und natürlich hoffen, dass es nicht noch
schlimmer wird ......
Ich grüsse alle hier und drücke mal alle die feste, die Schmerzen haben
oder so richtig down sind *drückdrück*
Herzliche Grüsse aus Mainz