Mein Name ist Marion, bin am 11.9.1955 in Mainz geboren. Meine Leidensgeschichte begann 1994: Plötzliche Schmerzen im Lendenbereich, heißer ziehender Schmerz ins linke Bein. Es wurde vom Hausarzt eine Ischialgie diagnostiziert, Tabletten und Spritzen verabreicht. Nachdem keine wesentliche Besserung in Sicht war, wurde ein Neurologe hinzugezogen, der mich sofort in die Röhre schickte (CT). Diagnose: Bandscheibenvorfall L5 / S 1, die Bandscheibe drückte auf den Ischiasnerv, der das linke Bein versorgte. Taube Stelle am linken Fuß (Außenseite) und Probleme mit der Blase (ich konnte andauernd zur Toilette gehen).



Nun wurde mir Krankengymnastik verschrieben und 10 Tage Cortisontabletten verabreicht. Das Cortison schlug sehr gut an (mit all seinen Nebenwirkungen ....), nach 10 Tagen konnte ich sogar zu den Mahlzeiten sitzen! Ich habe mich gefreut wie ein König. Nach einem halben Jahr konnte ich wieder arbeiten gehen (ganztägig am Computer). Ab und zu, vor allem im Winter bei naß-kaltem Wetter, bekam ich wieder Schmerzen, die ich mit Schmerzmitteln (Voltaren) und einem Heizkissen einigermaßen ertragen konnte. So hielt meine Bandscheiben fast 4 Jahre Ruhe und das Heizkissen gehörte zum allabendlichen Ritual auf der Couch in Verbindung mit dem Bandscheibenwürfel.

Nachdem ich mich 1998 von meinem Mann trennte (er hatte grosse Alkoholprobleme, ich war fertig und konnte einfach nicht mehr), bin ich wieder in meine Heimat (Mainz) gezogen, in die Nähe meiner Eltern und Geschwister. Ich blühte regelrecht auf. Dann 1997 im November kams wie aus heiterem Himmel: Ich konnte während den Mahlzeiten nicht mehr sitzen, nicht mehr richtig schlafen, die Schmerzen waren wieder da, aber wesentlich heftiger. Ich war total verzweifelt. Ein Orthopäde verabreichte mir insgesamt 16 Streckungen und Infusionen. Nachdem die Schmerzen aber nicht besser wurden (die Infusionen hielten etwa 3 bis 5 Std. an), schicke er mich zum Röntgen. Das CT zeigte genau den gleiche Vorfall an, wie vor 4 Jahren, so dass der Orthopäde meinte: Ich frage mich, warum Sie überhaupt hier liegen, Sie hatten die ganzen Jahre keine Schmerzen, dann dürften sie jetzt auch keine Schmerzen haben, denn lt. CD ist keine Änderung eingetreten! Ich dachte, ich bin im verkehrten Film! Ich war seelisch total im Keller, ich heulte nur noch. Nun ging ich zu einer Ärztin an meinem Wohnort, die Prakt. Ärztin und Schmerztherapeutin war; das war mein Glück. Sie baute mich erst mal seelisch ein bißchen auf und stellte mich schmerzfrei: Voltaren (3 x 1) und Valoron 100 (2 x 1). Zweimal in der Woche bekam ich Schmerzblocker (Spritzen in den Rücken) gesetzt, nach denen konnte ich sogar duschen und mir selbst die Füsse abtrocknen. Allein die Strümpfe oder Socken anzuziehen bedeutete Schwerstarbeit für mich. Nachts schlich ich durch die Wohnung, weil ich nicht mehr liegen konnte und zählte die Stunden bis zur nächsten Tabletteneinnahme. 

Mittlerweile hatte ich sogar meinen jetzigen Lebensgefährten kennen gelernt; ein Mann, der sich um mich bemühte, obwohl er mich eigentlich nur krank kannte. Er half mir, wo es nur ging: Er putzte und saugte, trocknete mich nach dem Duschen ab, half mir beim Anziehen und richtete mich immer wieder seelisch auf. Dafür liebe ich diesen Mann umso mehr, er hat alle die Jahre zu mir gestanden und war nie genervt, wenn mir mal wieder die Tränen kamen vor Schmerzen oder Frust.

Im Februar 1998 gab mir meine Ärztin dann eine Einweisung für ein Krankenhaus zur konservativen Behandlung. Ich ging in die Orth. Klinik nach Braunfels, die mir von meinem Lebensgefährten empfohlen wurde; die Anwendungen (Bäder, Massagen, Fango, Wärmeanwendungen, Wassergymnastik, Gymnastik) bekamen mir gut; allerdings ging nix ohne Tabletten oder auch Spritzen (Schmerzblocker). Jedoch sämtliche Strombehandlungen mußte ich absagen (Stanger-Band, Reizstrom), da die Schmerzen im linken Bein nach der Behandlung unerträglich wurden. Nach 3 Wochen gings wieder nach Hause; die Schmerzen waren erträglicher geworden. Nachdem ich dann wieder zum ersten mal nach langer Zeit saubermachte (*blöd ..*), wars wieder passiert: Die gleichen Schmerzen und heißes Ziehen ins linke Bein.

Nun wieder wie gehabt: Tabletten, Spritzen, Krankengymnastik. Ich hielt dies alles bis zum April 1998 aus; dann ging nichts mehr, ich konnte nicht mal mehr 20 laufen, geschweige denn etwas unternehmen oder mal zum Essen sitzen. Ich rief im Krankenhaus in Braunfels an und ließ mir einen Termin zur Operation geben. Zwei Tage nach dem Anruf wurde ich erfolgreich operiert: Ich durfte 1 Tag nach der OP aufstehen: Ich hatte keine Schmerzen mehr! Es war für mich wie Ostern und Weihnachten an einem Tag. Ich heulte vor Erleichterung. Zwar war jetzt die Außenkante ab Knie und der halbe linke Fuß taub, aber damit konnte ich leben; ich muß eben ein bißchen aufpassen beim Laufen oder Treppen gehen, weil das Gefühl im Fuß nicht 100 Prozent da war. Nach der OP durfte ich 6 Wochen nicht sitzen, nur laufen und liegen. Nach 12 Tagen kam ich zur Reha nach Wiesbaden in die Aukammklinik. Es folgten Bäder, leichte Krankengymnastik und Anleitungen zum (späteren) richtigen Sitzen und für das richtige Bewegen.

Die Zeit nach der Reha zu Hause konnte ich mich richtig erholen, vor allem seelisch. Nach fast 1 Jahr ohne Arbeit konnte ich am 1.12.1998 wieder arbeiten gehen; erst 4 Std., dann 6 Std., dann wieder ganztägig. Ich war überglücklich. 

Dann im Januar 2002 fing das Drama von vorne an: Ich wurde an der rechten Hand (Karpaltunnel) operiert, konnte also sowieso nichts arbeiten oder unternehmen und lag eigentlich überwiegend auf meinem Würfel. Plötzlich wieder diese Schmerzen, die ich so gut kannte und vor denen ich solche Angst hatte. Einige meiner Bekannten meinten, das wäre sicherlich nur seelisch bedingt .....!! Von wegen! Nach einer Kernspintomografie hatte ich den Salat: Erneuter Vorfall an der operierten Stelle L5 /S1. Ich konnte es nicht glauben, ich dachte, nach der OP sei alles gut und könnte nix mehr passieren .....
Es ging von vorne los: Schmerzblocker und Voltaren und bei Bedarf Valoron. Krankengymnastik und Wärmeanwendungen. Es ließ sich alles gut an, die Schmerzen wurden erträglicher. Nur dieses Mal mußte ich noch zusätzlich Magentabletten einnehmen, damit ich die Schmerzmittel, insbesondere Voltaren, vertrage. Im Mai 2002 ging ich wieder nach Braunfels in die Orth. Klinik; von einer OP wurde mit abgeraten; außerdem wurde festgestellt, dass ich unter dem Vorfall noch einen Drehwirbel habe. Also ging es wieder mit konservativer Behandlung weiter. Die Behandlungen schlugen gut an, nach der Klinik kam ich 3 Wochen nach Bad Nauheim zur Reha. Ausgerechnet da bekam ich eine schlimme Erkältung, so dass ich keine Bäder oder anstrengende Gymnastik machen konnte. Insgesamt ging es mir in den 3 Wochen jeden Tag schlechter. Seelisch war ich wieder auf dem Tiefpunkt angelangt und heulte stundenlang. Dem Oberarzt bei der Visite habe ich gesagt, dass mir die Reha nichts gebracht hat und die Schmerzen schlimmer sind als zuvor. Trotzdem haben die Ärzte in dem Reha-Bericht geschrieben: Die Patientin ist mit dem Kurerfolg sehr zufrieden, die Schmerzen sind um einiges weniger! Da packt einen die Wut .......
Nach 3 Wochen kam ich wieder nach Hause und von da an ging es eigentlich bergauf. Die Seele erholte sich, die Schmerzen wurden etwas erträglicher (aber immer noch Tabletteneinnahmen) und ich meldete mich bei einem Kieser-Studio in Mainz an. Seitdem gehe ich regelmäßig (nur bei starken Schmerzen nicht) zweimal in der Woche ins Studio und habe das Gefühl, dass es mir etwas bringt.

Nach der Reha habe ich einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt, bzw. einen Verschlechterungsantrag (der Antrag auf Schwerbehinderung wurde nach meiner OP abgelehnt, da ich eine Behinderung unter 20 % hätte); nach einigen Wochen kam die Antwort: Eine Behinderung unter 20 %!

Oftmals kann ich durch eine Stunde Liegen auf eine Tabletteneinnahme verzichten und muss so meist nur noch eine Tablette am späten Nachmittag nehmen und das ist ja schon mal ein Lichtblick. Bei den Tabletten bin ich von Voltaren auf Deltaran umgestiegen, die sollen besser magenverträglich sein und hoffe, dass ich bald auf die Magentabletten verzichten kann.

Am allermeisten während der 8 Monate Krankheit nervte mich meine Krankenkasse: Ich bekam regelmäßig fast alle 3 Wochen einen Anruf der Mitarbeiterin die mich fragte, wie es mir denn ginge, was ich für meine Gesundung tue (KG usw.) und wann ich wieder arbeiten gehen könnte! Und dabei mußte die Krankenkasse insgesamt für 8 Wochen Krankengeld bezahlen!

Natürlich gibt es noch oft genug physische und auch psychische Tiefs; aber irgendwie muss man positiv denken (fällt aber oft schwer): Es ist nun mal so, wie es ist und man muss das Beste daraus machen, sich auch an kleinen Dingen erfreuen und trotzdem das Leben genießen, wenn es sein muss, dann eben mit Tabletten. Und natürlich hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird ......

Ich grüsse alle hier und drücke mal alle die feste, die Schmerzen haben oder so richtig down sind *drückdrück*

Herzliche Grüsse aus Mainz