ich wurde am 9.3.05 von einem Sequester L4/L5 befreit und habe das Gefühl, einen zweiten Geburtstag erlebt zu haben. Ich versuche mehr auf mich acht zu geben. Immer gelingt es nicht, aber immer öfter.
Ich war sofort nach der OP schmerzfrei, nehme seither, eine Woche wegen ISG-Problemen ausgenommen, überhaupt keine Medikamente mehr. Ab und an schmerzt etwas die große Zehe, oder es drückt an der OP-Stelle, wenn ich mehrere Stunden sitzen musste oder wollte(!) Aber ohne Medis wie gesagt.
Ich hab wieder Elan, Spaß, bin kreativ und sehe mein neues Leben als Geschenk.


Meine Bandikarriere

Aber jetzt mal von vorn: An Rückenschmerzen kann ich mich erinnern, seit ich 16 bin. Damals, 1976 gabs ja noch alles von der Krankenkasse, also auch jede Menge Massagen und Fangopackungen. Ich war Gymnasiastin, habe turniermäßig Florett gefochten und bin fast jeden Tag 1000 m geschwommen. Nachgegangen ist den Beschwerden mein Hausarzt nicht weiter.

1981 während der ersten Schwangerschaft konnte ich fast nicht mehr liegen, Dauerischias. Ich hab mir sagen lasse, das Kind läge auf dem Nerv und durchgehalten. Der Rücken wurde die nächsten Jahre nicht besser, aber ich dachte halt, das wäre normal und hab mich nicht groß beschwert. Wir haben unsere drei "Mäuse" aufs Fahrrad gepackt, denn da gings mir gut und sind durch Schwaben, am Lago Maggiore entlang und das Moseltal rauf und runter geradelt. Nach der Geburt meines ersten Sohnes ( 4. Kind) hatte ich massive Probleme mit dem rechten Knie und rechten Fuß. Damals gab es noch so was wie Knorpelaufbauspritzten, die haben super geholfen.

Der Rücken , na ja, mein Orthopäde bemängelte immer wieder mein starkes Hohlkreuz, ich hatte 12 KGs pro Quartal, mit dem Hinweis, dass wenn ich erst mal nen Bandscheibenvorfall gehabt hätte, er mehr verschreiben könne. Ich habe meine Leidenschaft fürs Bergsteigen reduziert und bin noch mehr geradelt, schöne runde Bewegungen. Dann kam Matthias, unser Jüngster zur Welt. Der Garten war nun fertig angelegt, das Haus komplett .  Ich hab weiter alles für alle gewerkelt, meinem Mann den Rücken frei gehalten, Kinder geschleppt und Bäume versetzt, eingekauft und alles hübsch gemacht. Ab und an hab ich in meinem alten Beruf ausgeholfen, Artikel für die Zeitung geschrieben und mich stundenlang in Kirchenbänke oder auf Konzerstühle gesetzt.

Januar 2002, hatte der Rücken endgültig die Nase voll von mir und hat zurückgeschlagen :Protrusion L4/L5 mit Totalblockade des Iliosakralgelenkes, nachdem ich gedacht habe ich könne die Frostschäden an unseren Gehwegplatten selber regulieren. Muskelverhärtungen und weitere Nettigkeiten haben die Therapeuten, Ärzte und ich toll wieder hingekriegt . mit KG, Wärme, Massagen, Spritzen, Akupunktur, Infusionen, war auch bei der Heilpraktikerin, ambulante Reha und hab mehrere Orthos ausprobiert. Hat ein halbes Jahr gedauert, mir wurde sogar ne Haushaltshilfe bewilligt, dann gings wieder. War dann auch zwei Jahre sehr eifrig mit Muskeltraining und Sport beschäftigt, bei Familienfesten dafür als Mensch ohne Sitzfleisch verschrieen. 2004 wurde ich leichtsinnig oder vergesslich und bin wieder in den alten Trott verfallen. Zudem hab ich meinen Enkel rumgeschleppt.

Dezember 04 hab ich gemerkt, dass etwas massiv nicht stimmt. Hausärztin schickte mich wieder zur KG usw, das ganze Programm halt inclusive Akupunktur, wurde aber nur schlimmer. MRT -   Bandscheibenabriss L4/L5 und das blöde Teil wanderte den Nervenkanal nach unten und baute sich da bauchseits ein Nest. Ich brauchte deswegen laut Neurochirurg eine Microchirurgische , weil sie bei mir mit Schlüssellochtechnik nicht an das feststeckende Teil rankamen.

Meine OP war ambulant. Ich hab nämlich total die Panik vor Krankenhäusern, hab als 5 Jährige schlechte Erfahrungen gemacht. Also ambulante Bandscheiben-OP bei Dr. Schulmeyer in Bayreuth. Supi! Das waren Krankenschwestern - einfach lieb.  Nach einer Nacht war ich wieder zu Hause. Die erste Woche bin ich wie ne Oma rumgetappt und war sehr vorsichtig, aber dann hab ich mich wieder aufs Fahrrad gesetzt und ab gings ins neu gewonnene Bewußtsein. Sehr geholfen hat mir die richtige Krankengymnastin. Sie hat Pilates mit mir gemacht und dabei ganz gezielt die kleinen Wirbelsäulenmuskeln zu erreichen versucht. Was ich nach 5 Kindern nicht für möglich hielt, mein Bauch wurde wieder flacher und ich aufrechter. Inzwischen kann ich Körperspannung halten auch ohne ständig dran denken zu müssen.
Gelegentliche Rückfälle verzeih ich mir. Ab und an piekst es mal, dann weiß ich, dass ich zurückstecken muss.
Radfahren, Bergsteigen, Schwimmen, geht alles wieder, aber ich schlepp meinen Enkel nicht mehr rum, steck im Garten zurück und lasse einkaufen. Bei Familienfeiern steh ich auf und geh zwischendurch spazieren.

In dem viertel Jahr vor dem Eingriff und auch danach, war ich körperlich so weit gehandikapt, dass mir kaum was anderes übrig blieb als viel zu lesen, die Beine hoch zu legen, mir im Bandiforum Rüstzeug zu holen und mal über mich selbst nachzudenken. Dabei heraus kam die Erkenntnis, dass ich mich mal wieder nach einem persönlichen Erfolgserlebnis sehnte. Mal wieder was nur für mich tun wollte.

Ich hab dann meine Gedichte als Buch veröffentlicht. Ein Nebenprodukt meiner OP quasi. Tja, und das ist der Stand heute, 18.11.05 - Fortsetzung folgt, wenns was neues gibt.